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Alkoholtest für E-Scooter-Fahrer

Die schwedische Verleihfirma Voi will mit einer App für das Display ihrer Mietscooter verhindern, dass diese von Betrunkenen gefahren werden können. Sie hat einen Reaktionstest eingebaut, der bei negativem Ergebnis eindringlich warnt und ein Umsteigen auf Bahn oder Bus oder auf einen ernüchternden Spaziergang empfiehlt.

Ständiges Ärgernis: Wildparkende Scooter.

 ©eba

In den letzten Monaten häuften sich Meldungen über Unfälle bei Fahrten mit E-Scootern. Häufigste Ursache war Alkohol am Steuer, also ein klarer Verstoß gegen die Regeln im Straßenverkehr.

Generell sind das dieselben wie fürs Fahrrad: Nicht auf dem Gehweg fahren, auf der richtigen Straßenseite bleiben, Ampeln für Auto und Rad beachten. Was vielen Nutzern nicht klar war: Es gilt die 0,5-Promillegrenze, wie beim Auto. Wer sich nicht daran hält, riskiert Bußgelder und kann sogar den Auto-Führerschein verlieren.

Wer in Köln einen Scooter der Flotte der Verleihfirma Voi mieten will, muss zunächst einen Reaktionstest machen. Auch in anderen Großstädten soll das System nach und nach eingeführt werden.

Der Test hat folgenden Hintergrund: Über die Abfrage haptischer Reaktionszeiten wird ein Kontrollwert für die NutzerInnen bestimmt, anhand dessen Fahrten mit Gefahrenpotential erkannt und vermieden werden können. Der Proband wird aufgefordert, eine Taste zu drücken, wenn ein Bild eines Schutzhelms erscheint. Nach fünf Stationen erscheint in Textform das Ergebnis – und je nach dem wird dem Nutzer empfohlen, den Roller stehen zu lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen oder zu Fuß zu gehen. Bei Tests in München und anderen Städten ergab sich, dass von allen Absolventen des Tests in den Abendstunden nur noch 80% eine Fahrt antraten.

Erst Verwaltung, jetzt Vermietung.

 ©Voi

Die Funktion ist vorerst von Donnerstag bis Samstag, jeweils im Zeitraum von 22 bis 5 Uhr morgens aktiviert. “Unsere Erfahrung zeigt, dass die meisten Meldungen zu Fahrten unter Alkoholeinfluss beziehungsweise mit riskantem Fahrverhalten in diesen Zeiträumen stattfinden”, erklärt Neele Reimann-Philipp, Senior Public Policy Managerin des Anbieters. Sie ist seit April Senior Public Policy Manager bei Voi Technology  und verantwortet unter anderem den Dialog mit Städten und öffentlichen Institutionen. Sie war in der Berliner Senatskanzlei die in der Projektgruppe Smart City tätig.

Zusätzlich möchte Voi alle NutzerInnen für den sicheren und regelkonformen Gebrauch sensibilisieren. “Laut Expertenmeinung ist das Problem oft, dass E-Scooter Fahrerinnen sich mit den elektrischen Rollern noch nicht ausreichend auskennen”, erklärt Reimann-Philipp.

 ©Screenshot

Dazu gehöre es, Rücksicht auf andere zu nehmen und die geltenden Alkoholgrenzwerte einzuhalten. Wer unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen steht, hat ein beeinträchtigtes Reaktionsvermögen. Dadurch wird die Fähigkeit, auf Gefahrensituationen rechtzeitig reagieren zu können, stark beeinträchtigt. Dazu kommt, dass Betrunkene oft einen riskanteren Fahrstil an den Tag legen und damit nicht nur zum Risiko für sich selber, sondern auch für andere werden.

“Das wollen wir verhindern”, erklärt Reimann Philipp. “Die Flexibilität der E-Scooter macht sie für viele auch nachts zu einer wichtigen Transportalternative. Zum Beispiel für Menschen, die Nachtschichten arbeiten, Personen, die sich alleine auf der Straße unsicher fühlen oder einfach wenn man die letzte Bahn verpasst hat. Ein Taxi kann sich leider nicht immer jeder leisten und die wenigsten sind vollelektrisch. Diese Menschen sind uns sehr wichtig, deshalb sprechen wir uns ganz klar gegen Trunkenheit am Lenker und unverantwortliches Fahrverhalten aus. Das gilt auch für die geltenden Regeln. Nach nur kurzer Zeit und mit steigender Erfahrung bessert sich die Situation meist sehr schnell.”

Um die Schulung der NutzerInnen voranzutreiben, hat Voi die erste digitale Fahrschule für E-Scooter entwickelt. Dort kann man - ähnlich wie beim theoretischen Teil der Führerscheinprüfung - Fragen zum korrekten und regelkonformen Verhalten im Straßenverkehr beantworten. Als Anreiz winken Guthaben für die ersten Trips. In Deutschland haben dies schon über 200.000 Mieter genutzt. Reimann-Philipp empfiehlt außerdem, bei jeder Fahrt einen Helm zu tragen, auch wenn dies gesetzlich nicht vorgeschrieben ist. “Über unsere neue ‘Helmet Selfie’ Funktion können NutzerInnen vor der Fahrt ein Selfie schießen - erkennt die AI einen Helm auf dem Kopf des Fahrenden, werden Rabattpunkte gutgeschrieben”, so Reimann-Philipp. Für E-Scooter-Fahranfänger wurde die Voi-App außerdem um einen Anfängermodus erweitert, der die Geschwindigkeit automatisch auf 15 km/h drosselt.

von Ernst Bauer