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Die Betrugsmasche mit den mutwillig herbeigeführten Unfällen

Die Zahl ist erschreckend hoch:Jeder siebte Verkehrsunfall in Deutschland könnte mutwillig herbeigeführt sein. Dabei versuchen Gauner, Geld von den Unfallopfern zu bekommen - oder von der Versicherung.

 ©Goslar Institut

Jeder siebte Verkehrsunfall in Deutschland ist nach Einschätzung der Versicherungsbranche fingiert. Betrüger haben sich darauf spezialisiert, Zusammenstöße zu provozieren und dann die Versicherung abzukassieren. Für die Versicherten bedeutet dies nicht nur einen zusätzlichen Risikofaktor bei der Prämienberechnung, sondern vielfach auch Ärger und Zeitverlust.

Den Spezialisten der Versicherungen kommen alljährlich mehrere tausend Schadensfälle auf den Schreibtisch, die als „Dubiosschäden“ bezeichnet werden, berichtet das Goslar Institut für verbrauchergerechtes Versichern der HUK-Coburg. Darunter fallen Schadenmeldungen, die Unstimmigkeiten aufweisen – etwa wenn die Schilderung der damit zusammenhängenden Ereignisse nicht zum Schadensbild passt oder wenn die Betroffenen widersprüchliche Angaben machen.

Ein typischer Betrugsfall: Wie aus dem Nichts kommt aus einer vorfahrtberechtigten Straße ein Fahrzeug geschossen, das kurz vorher gar nicht zu sehen war – und es kracht. Oder der Fahrer des vorausfahrenden Autos legt urplötzlich und ohne vorherige Anzeichen dafür an einer gelben Ampel eine Vollbremsung hin und eh man rechtzeitig reagieren kann, ist ein Auffahrunfall geschehen. Diese mutwillig herbeigeführten Crashs können selbst vorsichtigen und vorausschauenden Autofahrern passieren, weil sie von den Versicherungsbetrügern absichtlich herbeigeführt werden. Die Opfer müssen den Schaden ihrer Versicherung melden, wenn sie nicht auf das Angebot des betrügerischen Unfallgegners „mit ein paar Scheinen“ die Sache aus der Welt schaffen. Wird der Versicherer in Anspruch genommen, drohen dem einzelnen Kunden Verluste beim Schadensfreiheitsrabatt. Insgesamt gesehen gehen solche fingierten Fälle auf Kosten aller ehrlichen Versicherten, was sich in den Prämien niederschlägt. Den Versicherern entstehen Schäden in Millionenhöhe, die sich bei Versicherungsbetrug insgesamt nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf Milliardenbeträge summieren.

Um den manipulierten Unfällen auf die Spur zu kommen, haben die Versicherungsunternehmen speziell geschulte Betrugsexperten im Einsatz, die insbesondere bei Dubiosschäden ganz genau hinschauen. Doch auch jeder einzelne Versicherungsnehmer kann etwas tun, indem er oder sie die Polizei und seine Versicherung darauf aufmerksam macht, wenn ihm Zweifel am Unfallablauf kommen. Wichtig ist, sich sofort nach möglichen Zeugen umzuschauen und von diesen die Kontaktdaten aufzunehmen sowie der Polizei mitzuteilen, dass man den Eindruck hat, in einen versuchten Versicherungsbetrug verwickelt worden zu sein. In einem solchen Fall sollten die Beamten auch ausrücken, um einen Blechschaden aufzunehmen, was sonst nicht mehr üblich ist.

Wie bei anderen Un- bzw. Schadensfällen auch, empfiehlt es sich, diese so genau wie möglich zu dokumentieren – insbesondere mit aussagekräftigen Fotos aus möglichst unterschiedlichen Perspektiven. Als hilfreich kann sich ebenfalls erweisen, am Auto des anderen Unfallbeteiligten nach früheren Beschädigungen zu schauen. Denn die Unfallbetrüger benutzen gern höherwertige Fahrzeuge, bei denen sie auf höhere Schadenleistungen vom Versicherer spekulieren. Allerdings befinden sich solche Fahrzeuge meist in einem schlechten Zustand.

Der Austausch der Fahrzeug- und Versicherungsdaten mit dem Unfallgegner versteht sich von selbst. Dabei darf keinesfalls ein Schuldeingeständnis abgegeben werden, warnt das Goslar Institut. Außer der Polizei sollte auch die eigene Versicherung auf den Vorfall hingewiesen werden.

ampnet/jri

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