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TÜV-Kritik an Scheuers Plänen

Erneut steht der Bundesverkehrsminister in der Kritik. Nachdem der Europäische Gerichtshof seine Pläne für eine Autobahnmaut als unvereinbar mit dem Europarecht erklärt hat, muss Andreas Scheuer (CSU) wohl auch eine geplante Verordnung zur Erleichterung der Motorradprüfung ändern. Jedenfalls verlangen das Verkehrssicherheitsfachleute, Unfallforscher und jetzt auch der Dachverband der Technischen Überwachungsvereine. Sogar das CSU-geführte Innenministerium in Bayern lehnt diese geplante Regelung ab.

Mit 125 ccm Hubraum bis zu 100 km/h schnell -  und das ohne Fahrprüfung.

 ©TÜV Honda

Das Bundesverkehrsministeriums plant, die Anforderung an die Führerscheinausbilung der Klasse A1 (Leichtkrafträder) zu senken. Autofahrern mit einem Pkw-Führerschein und einem Alter über 25 Jahre soll der Zugang zu Leichtlrafträdern erleichtert werden. Die kleinen Motorräder mit einem Hubraum bis 125 Kubikzentimeter und bis zu 15 PS können über 100 km/h schnell fahren. Neue Voraussetzungen sollen eine 90-minütige Theorieeinheit und sechs praktische Fahrstunden sein, die nicht im realen Straßenverkehr stattfinden müssen. Dazu kommt ein Mindestalter von 25 Jahren. Eine Prüfung wäre nicht mehr erforderlich.

ZHuerst hatte der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) Scheuers Pläne scharf kritisiert. Jetzt lehnt auch der TÜV-Verband eine entsprechende Absenkung des Ausbildungsniveaus ab. „Ein Kurzprogramm bei der Fahrausbildung von rund 100 km/h schnellen Zweirädern lehnen wir aus Sicherheitsgründen ab“, sagte Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug und Mobilität des TÜV-Verbands (VdTÜV). Auch Autofahrer müssten den Umgang mit motorisierten mittelschweren Motorrädern gründlich lernen, um sich sicher im Straßenverkehr bewegen zu können. Aus Sicht des TÜV-Verbands reichen vor allem die praktischen Fahrstunden nicht aus. „Es wird zwar die Handhabung des Motorrads bei niedriger Geschwindigkeit geschult, es fehlen aber Ausbildungsinhalte bei höherem Tempo“, sagte Goebelt. Zudem sei es wenig sinnvoll, keine Übungen im echten Straßenverkehr durchzuführen. Auch die Idee, Fahrerlaubnisprüfungen auf Schaltfahrzeugen im Zusammenhang mit dem so genannten Automatikeintrag zu streichen, stoßen beim VdTÜV auf Kritik. Bislang dürfen Autofahrer ein Leichtkraftrad fahren, wenn sie ihren Pkw-Führerschein der alten Klasse 3 vor 1980 gemacht haben.

Aus Baden-Württemberg kam ebenfalls heftige Kritik. Verkehrsminister Winfried Hermann (GRÜNE) sagte, man müsse mit noch mehr Verkehrsunfällen und auch Verkehrstoten rechnen, falls diese Pläne Realität würden. Und am Wochenende gab es sogar Gegenwind aus der eigenen Partei. Ein Sprecher aus dem Ministerium erklärte im Bayerischen Rundfunk: ""Die Zahl der getöteten motorisierten Zweiradfahrer hat sich in Bayern trotz vieler polizeilicher und straßenbaulicher Maßnahmen 2018 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 19 Prozent erhöht." Bayern habe dem Bund gegenüber Bedenken angemeldet. Fast jeder vierte getötete Verkehrsteilnehmer in Bayern sei ein motorisierter Zweiradfahrer. Das Fazit des bayerischen Innenministeriums: "Diesen Gefahren wird der Referentenentwurf aus unserer Sicht noch nicht ausreichend gerecht."

eba mit Material von ampnet, TÜV und BW