Buchtipp: Movie Cars. Races, Stars und Stories
Autos und Filme haben eine lange gemeinsame Geschichte. Ein neues Buch widmet sich Film-Fahrzeugen wie dem legendären Käfer "Herbie" und anderen Kultautos.
Natürlich lieben wir alle unseren Bulli. Doch hätte es den ohne den nicht minder legendären Käfer nie gegeben. Und zudem finden sich oft genug beide Versionen des Volkswagens einträchtig nebeneinander. Sei es in der heimischen Garage, sei es auf einem Treffen. Und so kommt auch der Bulli-Fan an Siegfried Tesches „Movie Cars“ nicht so ohne zu zögern vorbei, fährt doch just unser Herbie durchs Titelmotiv.
„Unser“ Herbie? Nun, das sei verziehen, doch sind viele, die heute cool ihren Bus lenken, dereinst vor der Glotze gesessen, um die Abenteuer des „tollen Käfers“ zu genießen. Dass der erste Film deutlich besser war als die nachfolgenden Auflagen – geschenkt! Wir waren jung, und fanden ein Auto, das mal eben übers Wasser hüpft, richtig Wumms unter dem Deckel hat, oder auch mal auf zwei Rädern fährt, einfach klasse. Später dann wurden wir natürlich viel lässiger, die 14 dialogfreien Minuten beim Beginn von „Le Mans“ genießend. Hier wird nicht gequasselt, hier geht es um Rennsport, und Porsche – okay, ohne Boxermotor aber dafür luftgekühlt – bietet gegen Ferrari das ganz große Kino.
Filme, Stars und Autos sind nun auch die Leidenschaften von Siegfried Tesche, der Journalist und Autor machte sich schon mit seinen Werken zu den Filmautos der „James-Bond“- und der „Fast and Furious-Reihe“ einen Namen. In seinem neuesten Werk geht er nun auf einen rasanten Roadtrip durch die Filmgeschichte – zu Filmautos und zu den Autos der Filmstars. Und das führt den geneigten Leser zurück bis ins allerfrüheste 20. Jahrhundert. Denn schon am 12. Dezember 1903 hatte der Streifen „Runaway Match“ Premiere. Der nur fünf Minuten lange Stummfilm stellt nicht nur das Auto an sich in den Mittelpunkt, es gibt gar eine Verfolgungsjagd, wenn auch zeittypisch eher mit gebremstem Schaum.
Rasant wurde es dann aber rasch, die „Keystone Kops“ stellten allerhand flotten Unfug mit ihren Kisten an, und spätestens die Rennfahrerfilme der 1930er bis 1950er-Jahre ließen es richtig krachen, die Rolle als Rennfahrer mit Schutzbrille, Schal und verwegenem Fahrstil war gesetzt. Und von Herbie und Le Mans hatten wir es ja schon.
Indes blickt der Autor auch gerne hinter die Kulissen – und vor allem hier werden die 190 Seiten spannend. Paul Newman, der 1956 auch mal wegen „Fahrens unter Alkoholeinfluss“ verhaftet wurde, was seiner großen Hollywood-Karriere aber keinen Abbruch tat, gönnte sich schon 1953 seinen ersten Käfer, weitere vier folgten. Da ihm die originalen Boxer aber zu sanft waren, ließ er Zuffenhausener Aggregate oder gleich einen V8 einbauen. Ein Cabrio wurde solcherart auf amtliche 300 PS gebürstet, doch ohne äußere Auffälligkeiten, ein Cover verbarg den Motor, der dort saß, wo dereinst mal die Rückbank war. Dass er auch privat Rennen fuhr, und das auch noch richtig erfolgreich, das sei hier nur erwähnt.
Spannend liest sich auch, wir müssen einfach noch einmal auf Herbie zurückkommen, auch ein Dreh in Paris. Hauptdarsteller Dean Jones, wir sind in „Herbie goes to Monte Carlo“ knallgaste für eine Szene über den Place de Iéna, weil er das vermeintliche „GO!“ im Funkgerät vernahm. „Also fuhr ich los, und der Platz ist voller Verkehr. Die Autos kamen aus allen Richtungen. Ich dachte, dass das Stuntfahrer waren und bretterte da durch. Auf der anderen Seite des Platzes sagte ich dem Regisseur, dass einige von denen ganz schön nah an mich herangekommen sind. Er antwortete: ‚Das waren keine Stuntfahrer. Das ist der normale Pariser Verkehr‘. Ich war schockiert.“ Wie geil ist das denn!
Nicht nur deshalb werden Cineasten und Autoliebhaber ihre Freude an dem Buch haben, wobei auch Tesche seine eigene Begeisterung mit dem ersten Herbie-Film „Ein toller Käfer“ begann. Der Wolfsburger Krabbler wiederum reiht sich im vorliegenden Buch munter ein zwischen den anderen Leinwandhelden, mit denen der Bogen gespannt wird von den ganz frühen, schon erwähnten Verfolgungsjagden über die Rennfahrerfilme wie „Das große Rennen rund um die Welt“, „Grand Prix“ oder „Indianapolis“ bis hin zu den Fantasy-Vehikeln der 1960er oder der 1980er-Jahre. Dass zusätzlich die Filmstars und ihre Autoleidenschaften vorgestellt werden, das rundet das Buch gelungen ab. Einzig ein bisschen mehr Mühe im Lektorat könnte man sich wünschen. Doch davon abgesehen gelang ein Buch, das man immer wieder gerne in die Hand nimmt.
Siegfried Tesche: Movie Cars. Races, Stars und Stories. Motorbuch-Verlag, 190 Seiten, 150 Bilder, 170 x 225 mm, ISBN 978-3-613-04677-1, 29.90 Euro.