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Der Bulli wird 70! Jetzt auch in Papierform

In diesem Jahr feiert der Bulli sein 70-jähriges Bestehen. Wer glaubt, dass er seit 70 Jahren gebaut wird, der irrt. Genau genommen ist vor 70 Jahren, im Jahr 1947, die Idee zum Bulli entstanden. Gebaut wurde er ab Herbst 1949. Anlässlich dieses Ereignisses findet nicht nur ein großes Bullitreffen im August in Wolfsburg statt (Bullisummerfestival), sondern es erscheint auch von der Zeitschrift Auto Motor und Sport zu diesem Anlass ein Editionsheft. Oliver Wozny hat das Heft gelesen, hier ist seine Rezension.

 

 

 ©Motorpresse

Hallo Bulli-Freunde!

Das Heft schlägt die Brücke vom T1 über 70 Jahre hin bis zum aktuellen T6. Das Heft kostet 9,90 Euro und ist über 160 Seiten stark. Die Aufmachung ist sehr schön und nach einer Einführung über alle sechs Busse werden sie auch ganz ausführlich beschrieben.

Das Heft ist vor allem deshalb interessant, weil die Zeitschrift Auto Motor und Sport sich schon immer ausgezeichnet hat durch die Abbildung von hervorragenden Fotos neben witzig und prägnant geschriebenen Texten. Dies sieht man auch in dieser Editionsausgabe.

Häufig wird in Berichten und Veröffentlichungen zum Thema VW Bus dem T1 und T2 am meisten Beachtung geschenkt. Die folgenden Busse T3 bis T6 kommen immer ein Stück weit kürzer zu ihren Ehren. Dies ist leider auch in diesem Heft so. Doch zumindest bis zum T3 gibt es viele hintereinander folgende lesenswerte Geschichten.

Was das Heft reizvoll macht, sind originale Tests aus der damaligen Zeit. Denn passend zu der langen Laufzeit des VW Busses, wird auch die Auto Motor und Sport bereits seit über 70 Jahren produziert. Insoweit gibt es tolle zeitgenössische Tests und Berichte, auch schon aus der Nachkriegszeit.

Alles startet im Jahre 1949, als die Auto Motor und Sport im November zum ersten Mal einen Test über den T1 herausbringt. In diesem ersten Bericht und Test geht es natürlich um den VW T1-Kastenwagen. Zu der Zeit hatte der T1 noch den großen Motorraum mit Reserverad.

Weiter geht es dann ins Jahr 1953 mit einem Test über den Fensterbus. Er beschreibt u.a., wie kräftig doch der 25 PS Boxer Motor ist. Satte 92 km/h hat der Tester mit dem T1 erreicht und dabei 10 l Verbrauch festgestellt.

Es folgen unter anderem Tests vom Samba-Sondermodell und von den ersten Ausbauten der Firma Westfalia.

Es schließen sich mehrere Tests über den T2 und T3 an. Beim Blick auf diese alten Tests zeigt sich auch immer wieder, dass sich die Sprache permanent verändert. Dies merkt man nur, wenn man wie jetzt auf einmal abrupt einen alten Text liest. So heißt es zum Beispiel über das T3-Armaturenbrett: "Ein funktionelles Armaturenbrett und das wohnlich ausgestattete Passagierabteil kennzeichnen den Innenraum." So schreibt heute keiner mehr.

Etwas Besonderes ist der Testbericht der Sport Auto Spezial aus dem Jahr 1989. Dort wurden mehrere T3 getestet, die von Tunern "frisiert" worden sind. Projektzwo ist natürlich dabei, aber auch die Doppelkabine von Becker und Bentler, B & W. Dann gab es Turbo Tuning von Schick und natürlich den 6-Zylinder-WBX von Oettinger. Desweiteren gab es einen T3 von Ruf und sie alle wurden mit dem einfachen VW Wasserboxer mit 95 PS verglichen.

Zusätzlich wird auch der T3 mit dem Porsche 911 Motor ausführlich beschrieben, was immer wieder eine Freude ist.

Über den T4 gibt es zwei Berichte, einmal von 1990 eine T4 Caravelle 2,5 und eine T4 Caravelle 2,5 TDI aus dem Jahre 1996. Damit ist das Thema T4 auch schon abgehakt. Was folgt, ist der T5, zu ihm gibt es drei Testberichte. Zum Abschluss wird in einem Bericht der T6 Multivan aus dem Jahre 2015 vorgestellt.

Zum Heft-Abschluss gibt es noch einen T2 Silberfisch-Bericht, der das Heft gut abrundet.

Neben den Tests gibt es auch einige Prospektfotos aus der damaligen Zeit. Was auffällt ist, dass früher deutlich weniger Marketingsprech existierte und viel mehr das eigentliche Produkt im Vordergrund stand. Manachmal war es früher doch besser.

Es macht Spaß, die Berichte zu lesen und in Erinnerungen zu schwelgen und zu sehen, wie sich die Busse fortentwickelt haben. Viele der neuen Berichte über den Bus sind von Sebastian Renz geschrieben. Er schreibt auch in der Zeitschrift Auto Motor und Sport über viele Themen, u.a. auch zum automobilen Kulturgut aller Art. Er hat eine total witzige Art zu schreiben, was auch diese Editionsausgabe sehr menschlich und sympathisch macht.

Insofern ist dieses Heft von Auto Motor und Sport eine sinnvolle Anschaffung für alle Busfans und auch sicherlich mal ein Heft, welches nach dem Lesen im Schrank verbleiben und nicht der Mülltrennung zugeführt wird.

Oliver Wozny