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Es werde Dunkelheit – Thermomatten von Projekt Camper im Test

Was für die Besitzer von großen Wohnmobilen, Teilintegrierten und Wohnwagenbesitzern ein Klacks ist, stellt den übernachtenden Bullibesitzer schon vor eine kleine Herausforderung – die Verdunklung des Busses. In größeren Wohnmobilen sind die Rollos zumeist an den Fenstern vorgerüstet – Einmal ziehen und schon werde es Nacht. Bei kleineren Kastenwagen sieht das anders aus. Von Mutters handgenähten Gardinen über Rollos gibt der Markt zwar viel her. Aber es hat bislang nur eine Firma geschafft, für die Verdunklung von allen T-Baureihen gleichzeitig zu sorgen und entsprechende Produkte herzustellen und anzubieten. Wir stellen euch die junge Hamburger Firma Projekt Camper, ihre Gründer Jan und Stefan Richter und die Verdunklungsmatten detailliert vor.

In der heutigen Zeit gehört schon viel dazu, einen sicheren gut bezahlten Job aufzugeben, um seiner Leidenschaft nachzugehen. Doch genau das hat Jan Richter getan. Der ehemalige Chefredakteur ist in seiner Freizeit leidenschaftlicher Surfer und somit naturgemäß schon lange mit dem Bulli verbunden. Ebenso wie sein Geschäftspartner Stefan, der zufälligerweise den gleichen Nachnamen trägt und nach abgeschlossenem Maschinenbaustudium nun ebenfalls Vollzeit für Project Camper arbeitet. 2011 entstanden aus der Praxis heraus die ersten Ideen, 2013 war der Onlineshop geboren, die ersten Thermomatten wurden auf dem heimischen Dachboden zugeschnitten und im Wohnzimmer genäht und mittlerweile versenden die zwei leidenschaftlichen Tüftler und Perfektionisten, wie sie sich selbst bezeichnen , ihre Matten aus der kleinen Hamburger Produktion in die ganze Welt.

Projekt Camper ist langsam gewachsen. Auch wenn es zu Beginn bei einigen Bulli-Fans in diversen Foren zu Unmut geführt hat, dass dort so lange gebraucht wird, um eine Antwort-E-Mail zu verfassen – es war genau richtig so. Ein paar Thermomatten für einen Bulli – wo ist da die Schwierigkeit? Man nehme mittels Pappe eine Schablone von der Bullischeibe, nähe die Matten und werde reich. So einfach ist es leider nicht. Der VW-Bus ist in seinen Ausstattungsvarianten so vielfältig, dass Jan zu Beginn wirklich sicher sein wollte, auch nur das im Shop anzubieten, was er zum einen auch wirklich liefern konnte und zum anderen natürlich auch den Qualitätsansprüchen entspricht, die er an sich selbst gestellt hatte. Was nützt es, wenn man schnell Schablonen zusammenschustert und die Hälfte der Matten aufgrund unbedachter Details im Bulli später nicht passen? Es bedeutet  verärgerte Kunden. Wer sich die Bestellformulare auf der Projektcamper-Seite ansieht, wird feststellen, dass es unzählige Variationsmöglichkeiten des Bulli gibt. T5 mit Schiebefenster, ohne Innenverkleidung, mit Heckscheibe, ohne Wischer aber keine hinteren Seitenscheiben, T3 mit Zwangsentlüftung und Einbauschrank, langer Radstand, kurzer Radstand, Flügeltür oder Klappe….Mittlerweile hat Projektcamper für alle 6 T-Baureihen die Matten im Angebot, was eine erstaunliche Anzahl von über 100 Schablonen bedeutet  – eine beachtliche Leistung wie wir finden. Darüber hinaus gibt es die Verdunklung sogar für den Mercedes Benz Unimog, diverse andere Vans und Geländefahrzeuge. Auf Fragen und Wünsche bei besonderen Fensterkombinationen gehen die Jungs ein und machen eigentlich fast alles möglich. Bestellbar sind Komplettsets für das ganze Fahrzeug, aber auch nur Teil-Sets z.B. für das Cockpit oder nur den Wohnraum.

 

Trotzdem ist ein vielfältiges Produktangebot allein noch kein Garant dafür auch erfolgreich zu sein. Die Qualität muss ebenso stimmen und daher haben wir uns die Thermomatten für einen herkömmlichen T5 Multivan genauer angesehen. Was unterscheidet die Thermomatten von Projektcamper.de denn nun eigentlich von bereits seit langem auf dem Markt befindlichen Verdunklungsmatten? Thermomatten sind natürlich keine neue Erfindung. Neben den bereits erwähnten Gardinen und vielleicht noch Rollos in Campingnachrüstfenstern sind Sie seit langem eine bewährte Methode, den Bulli des Nachts dunkel zu bekommen. Die Befestigung und das Material machen hier dann den Unterschied. Die silbernen, alufolienähnlichen Mattensets mit großen Saugnäpfen kennen wir alle. Sie werden von innen an die Scheiben gedrückt, halten mal mehr, mal weniger gut und manchmal sind die Spuren der angeleckten Saughalterungen noch eine Saison später an der Bullischeibe auszumachen. Um einen besseren Schutz vor Kälte und auch Sonneneinstrahlung zu gewährleisten, gibt es diese Matten mit bis zu 7 verschiedenen Lagen an verschiedenen Stoffen und Folien. Das führt natürlich zu einem nicht unerheblichen Packmaß.

Auf Saugnäpfe und zentimeterdicke  Lagen Stoff verzichtet Projektcamper und geht bei der Befestigung der Matten einen eigenen Weg. Auch hier ist natürlich die Vielfältigkeit der Innenausstattung der Bullis die Schwierigkeit, wenn es darum geht, die Matten zum Halten zu bekommen. Die Lösung in diesem Fall ist ein patentiertes Magnetsystem. Dort wo im Bulli die Karosserie zugänglich ist, halten die Matten durch eingenähte Magnete automatisch im Fensterausschnitt. Bei Innenverkleidungsteilen aus Kunststoff sorgen kleine Metallpads für den notwendigen Halt. Sie werden vorher an die richtigen Stellen am Fenster aufgeklebt, lassen sich bei Bedarf aber auch wieder rückstandslos entfernen. Projektcamper.de arbeitet hier mit Klebepads der Firma 3M. Auch in unserem Multivan werden wir die Klebepads verwenden, denn der Bus ist von innen vollständig mit Kunststoffverkleidung versehen.

Eine besondere Herausforderung ist im Bulli immer die Frontscheibe – stark geneigt und gewölbt ist es hier beinahe unmöglich eine Thermomatte ohne Saugnäpfe vernünftig zum Halten zu bekommen. Sie würde auch bei einer magnetischen Randbefestigung in der Mitte immer durchhängen. Gelöst wurde das Problem hier durch vier senkrechte Stangen, die in kleine Taschen eingeklemmt den Stoff in der Windschutzscheibenmitte in Form halten – einfach aber wirksam. Zusätzlich verwendet man die heruntergeklappten Sonnenblenden sowie einen Magnetverschluss um den Rückspiegel herum.

Zu guter Letzt unterscheiden sich die Matten von den bisher erhältlichen Produkten sehr deutlich durch ihr Erscheinungsbild. Zwar waren die ersten Varianten in der Außenansicht auch noch typisch Silber, doch das ist mittlerweile vorbei. Bei Projektcamper.de kann man sich den Stoff und die Einfassbänder selbst zusammenstellen. Für die nach Außen sichtbare Seite gibt es die Möglichkeit graues oder schwarzes beschichtetes LightTEX-Gewebe zu wählen, nach innen gibt es mittlerweile zehn verschiedene Designs eines wasserabweisenden, knitterfreien und mit Scotchguard Fleckschutz versehenem Gewebe zur Auswahl. Jan und Stefan arbeiten an dieser Stelle eng mit der Firma Apona zusammen, über deren Sitzbezüge wir ebenfalls bereits berichtet haben. Trendige Hibiskusblüten- oder Karomotive lassen den Innenraum nach der Abdunklung nicht ganz so trist erscheinen wie mit herkömmlichen Matten. Zwischen den beiden äußeren Lagen befindet sich ein mehrlagiges und isolierendes Sandwichmaterial, das die Matten mit gerade einmal 8mm trotzdem nicht sehr dick werden lässt – das Packmaß dankt es! Das die Jungs von Projektcamper sich sogar die Mühe gemacht haben, in einem Labor den Wärmedurchgangskoeffizienten ihres Materials mit bis dato herkömmlichen Isolierungsmatten zu vergleichen, spricht zwar für Sie, wir jedoch können die dazu gemachten Aussagen nicht überprüfen und nehmen daher lediglich zur Kenntnis, dass das eigene relativ dünne Material in etwa gleich effizient sein soll, wie die dickeren Materialien, die sicherlich jeder Bullifahrer kennt. Ob diese Werte mit drei Nachkommastellen in der Praxis in einem VW-Bus eine große Rolle spielen, darf eh bezweifelt werden, sollen aber nicht unerwähnt bleiben.

Wir erhalten unsere Matten inklusive des extra erhältlichen Packsacks gut sortiert in einem großen Paket. Schon hier wird deutlich, dass Projektcamper viel Wert auf Detailarbeit legt. Während andere Firmen eventuell Zubehör in einem Plastiktütchen in den großen Karton geworfen hätten, ist hier alles übersichtlich und zudem umweltfreundlich verpackt. In einem kleineren Pappkästchen befinden sich die Metallpads, Klebepunkte mit den die Stellen an der Verkleidung markiert werden, an die später die Pads geklebt werden müssen, ausreichend Reinigungstücher für den Untergrund und natürlich übersichtliche, ausreichend bebilderte Anleitungen. Ebenso befinden sich Farbstreifen im Befestigungsset, mit denen die Metallpads beklebt und farblich an die Innenausstattung angepasst werden können – vorbildlich! Dieser Eindruck, der erste, ist schon mal mehr als positiv.
Die Frontscheibe aber auch die beiden vorderen Seitenscheiben halt wie bereits angesprochen ohne die Metallpads und sind innerhalb weniger Minuten ausgepackt und angebracht – einfach! Auch der zweite Eindruck ist kein schlechter, denn diese Verkleidungsmatten sehen nicht nur gut aus, sie sind auch passgenau und mehr als schnell und unkompliziert anzubringen. Die Verarbeitung ist einwandfrei. Gerade Nähte, eine einwandfreie Versteppung – wir finden nicht die kleinste Kleinigkeit, über die man meckern könnte.



Wir machen uns daran, die Metallpads zu verkleben. Es geht zwar alleine, aber eine helfende Hand ist hier nicht verkehrt. Die Matten werden von Fenster zu Fenster angehalten und die Stellen, an denen der eingenähte Magnet später am Metallpad halten soll, mit einem Klebepunkt markiert. Der Kunststoff der Verkleidungsteile wird dann mit den beiliegenden Reinigungstüchern gründlich gereinigt und die Pads beherzt angedrückt. Auch hier gibt es keinerlei Grund zur Klage. Der Kleber hält, was er verspricht. Die Pads sollten allerdings gut 10 Sekunden angedrückt und dann ca. 72 Stunden nicht belastet werden, damit später auch wirklich alles an Ort und Stelle bleibt. Wer sich an die ausführliche Anleitung hält, entweder in beiliegender Papierform oder auch über die bestens ausgearbeitete Internetseite projektcamper.de, wird auch keine Überraschungen erleben.
Nachdem die Klebestellen bombenfest zu sein scheinen, muss man eigentlich nichts aufregenderes mehr erledigen, als die passende Matte für das jeweilige Fenster zu finden und an die Magnete zu bringen. Maximal streicht man den Stoff glatt und hat so in wenigen Sekunden, den Bus verdunkelt. Einfach, unspektakulär und doch höchst effizient und gutaussehend! Videos auf projektcamper.de von diesen Vorgängen können wir so nur 1:1 bestätigen.

Ob die Metallpads wirklich ablösbar sind, haben wir natürlich ebenfalls getestet, denn es kann ja schon vorkommen, dass der Bus verkauft oder gewechselt wird und die Matten erhalten bleiben sollen. Mit einer ausgedienten EC-Karte sind die Metallpads vorsichtig wieder zu entfernen. Hier muss natürlich gründlich und langsam gearbeitet werden, aber es ist tatsächlich möglich die Pads rückstandslos wieder von der Kunststoffverkleidung zu entfernen. Sicher ist das auch vom Alter der Verklebung abhängig, die bei uns lediglich unbelastete 3 Tage auf ihrem Buckel hatte.

Werden die Matten nicht benötigt, können Sie in dem extra zu bestellenden Packsack im Bus oder auch im Keller gelagert werden. Der Sack ist ausreichend dimensioniert, so dass die Verdunklung auch nach dem siebzehnten Mal einfach zu verstauen ist. Man kennt da ja das gängige Problem von Zelten oder Schlafsäcken, die eigentlich nur beim ersten Mal prima in ihr Aufbewahrungsbehältnis passen und danach nie wieder. Der Sack ist bis auf seine Nähte wasserfest und kann somit bei einem Schauer auch mal vor dem Bus „vergessen“ werden ohne dass der Inhalt Schaden nimmt.

Unser Gesamteindruck ist durchweg positiv. Die Befestigung der Matten ist einfach, sie haben ein erträgliches Packmaß und tolle Designs. Die Verarbeitung ist hochwertig und an keiner Stelle zu beanstanden und Projektcamper selbst steht mit ausreichend Informationen entweder auf der Internetseite oder auch persönlich zur Seite!

Ein sehr erwähnenswerter Aspekt ist zudem, dass Jan und Stefan die Matten in Hamburg herstellen lassen. Hier wird niemand in Billiglohnländern ausgebeutet, um für den deutschen Camper günstig Sonnenschutzmatten herzustellen. Projektcamper nennt das ganz einfach „Fair näht“ und bürgt somit auch für Qualität. Eine spezialisierte Schneiderei in Hamburg stellt für die Matten nach Bestellung in Handarbeit und nicht im Akkord her. Das führt mitunter zu einer etwas längeren Lieferzeit und na klar zu etwas höheren Preisen, aber eben auch zu Qualität. Das ist der richtige Weg, der heutzutage leider nur noch wenig beschritten wird. Das dann ausgerechnet ein junges, aufstrebendes Unternehmen im Haifischbecken der großen Campingausrüster auf solche Methoden zurückgreift, ist hoch anzurechnen. Der momentane Erfolg gibt den beiden Hamburgern allerdings Recht.

Zu bestellen sind die Thermomatten über den eigenen Shop, der auf Projektcamper.de integriert ist und zwar ausschließlich hier. Der direkte Kontakt zu seinen Kunden und auch das direkte Feedback ist Jan wichtig und das würde unweigerlich verloren gehen, wenn die Thermomatten auch über andere Shops und Kanäle zu kaufen wären. Wer also Interesse an der Verdunklung hat, sollte sich schnellstens an projektcamper.de wenden. Wir können die Matten ohne Vorbehalten empfehlen!

Für die Zukunft gibt es schon neue Projekte, die verfolgt werden. Etwa eine Außenisolierung für die Frontscheibe, die im Handumdrehen mit einer mobilen Solaranlage kombiniert werden kann oder auch ein Taschensystem, das in die Fensterausschnitte der Busse gehängt wird. Es lohnt sich also, projektcamper.de weiterhin im Blick zu behalten. Der Weg ist geebnet und die Entscheidung, sich vollkommen in die Selbstständigkeit zu stürzen, haben Jan und Stefan bislang keinesfalls bereut. Erst recht nicht, wenn sie neben all der Arbeit ab und an das Surfbrett in den Bus werfen können und sich den Wind um die Nase wehen lassen. VW-Bulli.de wünscht für die Zukunft alles Gute!

von Patrick Kühl