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Aufregende T3-Jahre: Svens Abenteuer Bulli-Restauration

Sven Höger, Baujahr 1973, erwarb 2007 einen 92er-T3-LLE. Acht Jahre später musste er entscheiden: Viel investieren in den Bus? Oder die Chance nutzen, und stattdessen einen 86er-Ex-Bundesgrenzschutz-Funkwagen als neue Basis zu nutzen. Die Geschichte der großen Umbau- und Restaurierungsaktion erzählt Sven hier.

Der LLE.

 ©Sven Höger

Hallo Bulli-Freunde!

Schon als Kind bin ich mehr oder weniger mit dem VW Bus in Berührung gekommen. Meine Eltern hatten einen Malerbetrieb, und hier da gab es auch einen Bulli als Firmenfahrzeug. Aber als Jugendlicher sah ich in unserem Stadtteil diesen Bulli: Ein T3, Hannover Edition. Der Besitzer eines kleinen Lebenmittelmarkts belieferte damit seine Kunden. Von dem Moment an war ich völlig infiziert vom Bullifieber.

2007 bot sich dann eine Gelegenheit. Ein Kumpel bekam seinen eigentlich schon verkauften T3 wieder zurück. Hintergrund: die Besitzerin schuldete ihm noch den Restbetrag. Aber leider kam der T3 mit einem Motorschaden zurück, man konnte durch die Motorwane einen Einblick in den Motorinnenraum bekommen. Ursache war Ölmangel. Die Dame hatte zwar brav immer nach Öl geschaut, jedoch war das der Servoölbehälter...

Also bekam ich diesen T3 für einen relativ schmalen Taler. Es war ein 92er T3, Limited Last Edition.

Ein Austauschmotor kam vom örtlichen Instandsetzer und damit begann mein Traum. Jedoch mit einem gewissen Unwissen am Anfang. Ich fuhr mit diesem Bus jeden Tag zur Arbeit, 40.000 Kilometer im Jahr (Lübeck - Schwerin) sowohl im Winter (ja ich weiß, sowas tut man ihn nicht an) als auch im Sommer.

Der "neue" Bulli.

 ©Sven Höger

2015 sollte dann der Spaß losgehen. Die Wiederinstandsetzung stand bevor. Die Zeit hatte am LLE genagt und es wurde Zeit, wenn ich noch weiterhin Spaß am Bullifahren haben wollte. Die Planungen gingen los und mein Schrauber des Vertrauens  (Dietmar Kropp aus Schwerin) nahm sich die Karosserie vor. Es dauerte nicht lange und ich bekam den Anruf mit der Aussage: "Komm mal nach Schwerin, wir müssen reden." Das Ende vom Lied: Die Jahre hatten der Karosse arg zugesetzt, und dann die klassischen Probleme, die wohl jeder LLE-Fahrer irgendwann früher oder später bekommt. Die Substanz hat ja eigentlich schon mit der Auslieferung gelitten. Die Aussage: machbar ist alles, aber die Substanz wird hier und da nicht wirklich besser, so die Erfahrungen von Dietmar, unzählige Busse, die er schon repariert hatte und seine Erfahrung: eine Ikone in Sachen Bulli.

"Hängst du am LLE?", fragte mich Dietmar. "Ja, klar. Wieso?", fragte ich wiederum. "Ich hätte da was für dich als Alternative." Er bot mir einen ehemaligen Funkwagen vom Bundesgrenzschutz an. Eine T3-Karosse von 86, die gut in Schuss war, und was mich dann zur Entscheidung brachte: das große Stahlschiebedach für den direkten Blick in den Sternenhimmel.

 ©Sven Höger

Die Arbeiten gingen los. Die ursprünglich angedachten drei Monate waren pure Illusion. So ein Projekt braucht Zeit, viel Zeit (und noch mehr Geld). Zumal ich auch ja nicht der einzige Kunde war.

Alles an Blech, was nur ansatzweise gemacht werden musste, wurde bearbeitet und getauscht. Trennwand raus, Klimatunnel für den Turbodiesel umgebaut, Vorbereitungen für die Multivanausstattung.

Das Interieur vom LLE wurde ausgebaut und sollte später in die neue Karosse eingebaut werden. Parallel habe ich den Innenraum aufgearbeitet, Kabel und Schläuche ausgebaut (bei beiden Fahrzeugen), bis die Karossen komplett "nackt" da standen.

 ©Sven Höger

Nach den Blecharbeiten ging es zum Lackieren. Auch hier brauchte ich wieder Geduld. Schleifen, Vorarbeiten, Aushärtungszeit...

Mittlerweile war über ein Jahr vergangen. Ein Jahr ohne Bulli. Ich habe gelitten...

Die Vorarbeiten und das Lackieren verschlangen wieder ein gutes halbes Jahr, bis die neue Karosserie in vollem Glanz da stand.

Klar, mit noch höherem finanziellen Einsatz wäre alles es bestimmt schneller gegangen, aber so ein Budget ist ja nicht unbegrenzt.

 ©Sven Höger

Nach dem Lackieren wurden die Innenflächen noch mit Alubutyl gedämmt und zusätzlich mit Kayflex isoliert. Dann gab es die Konservierung und Versiegelung. Mit den Produkten vom Timemax aus Hamburg haben wir alles geflutet. Jeden Hohlraum und den Unterboden, um möglichst lange Ruhe zu haben. Hier stand mir der Chef von Timemax mit Beratung zur Seite und hat mir ein Set zusammengestellt. Die Nähte sind mit Sikaflex versiegelt worden. Einen neuen Himmel gab es von VW-Classic-Parts, viele Ersatzteile kamen von TK-Carparts die mich auch sehr unterstützt haben.

Jetzt konnte endlich wieder zusammengebaut werden. In der Hoffnung, wenigstens 2017 mit dem neuen Bulli zum Midsummer Festival auf Fehmarn fahren zu können. Aber wieder, wie schon 2016: Fehmarn ohne Bulli, aber dafür mit einem Qek: es braucht halt Zeit. Trotz aller Bemühungen habe ich es nicht ganz fertig geschafft. Aus lauter Verzweilung haben wir uns diesen kleinen Qek gekauft, um damit in den Urlaub zu fahren. Das war eigentlich für später geplant als Ergänzung zum Bulli, aber nun gut...

 ©Sven Höger

Also mehr Zeit als gedacht: Kabelbaum, Schläuche, Fahrwerk, Motor und das gesamte Interieur... Es musste ja alles wieder montiert werden, und bei der Gelegenheit wollten wir auch den Kabelbaum wieder auf Vordermann bringen. Hier war zuvor unprofessionell "repariert" worden und Dinge wurden hinzugefügt, die schon in der Vergangenheit zur Ausfällen führten. Es sollte ja ordentlich werden.

Immerhin im August/ September 2017 war es dann soweit. Das Projekt war quasi fertig - und ich stolz wie Bolle. Dank an alle meine Helfer, insbesondere Dietmar Kropp (Kropp Fahrzeugreparatur) und Daniel (der Lackierer). Unzählige Stunden an Arbeit. Es hat sich aber gelohnt.

 ©Sven Höger

Noch ein paar Fakten zum Bulli:

Karosserie: Ex-BGS Funkwagen, EZ 12/1986

Lack: Orlyblau (wie der LLE)

Ausstattung: Multivan (aus dem LLE)

Motor: Turbodiesel

 

Es grüßen Sven und Familie

von Gerhard Mauerer