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Nicht schön, aber toll: Stefans T3 "Jakob" - Zwölf tolle Jahre Teil 1

Stefan Günthner ist über die Jahre zum richtigen Schrauber geworden. Viel Anteil daran hatte sein T3 namens Jakob, mit dem Stefan über die Jahre viel erlebte und zu dem er ein sehr inniges Verhältnis aufbaute. Hier ist Teil eins der Geschichte von Jakob.

Stefan Günthners T3 namens Jakob.

 ©Stefan Günthner

Hallo Bulli-Freunde,

mein Name ist Stefan, ich bin Elektroingenieur, 48, und komme ursprünglich aus dem Rheinland, genauer gesagt, aus der Eifel, doch vor rund 22 Jahren hat es mich beruflich nach Freiburg im Breisgau verschlagen.

Mein Bulli-Leben begann 2006, beziehungsweise gedanklich eigentlich schon viel früher.
 
Obwohl ich in meiner Kindheit nie Käfer gefahren bin, war es immer mein Traumauto. Obwohl der Bulli sowieso viel zu groß und unerschwinglich erschien, war der Bulli dennoch immer in meinem Hinterkopf.

Nachdem ich, nach dem Erwerb meines Führerscheins, einen Renault R18 geschenkt bekommen hatte, habe ich den zirka ein Jahr gefahren und mit frischem TÜV für damals 50 DM wieder verkauft.

Wild campen in den Vogesen 2006.

 ©Stefan Günthner

Im Frühjahr 1993 kaufte ich mir dann mein Traumauto: einen ´76er 1200er L ohne TÜV, dafür mit Rost.

Im Laufe der dreivierteljährigen Restauration kaufte ich mir noch einen ´71er Käfer, und aus dessen Bodengruppe und dem ´76er-Häuschen schraubte ich einen TÜV-fertigen Käfer. Diesen bin ich dann auch sechs Jahre gefahren, bevor ich ihn Ende 1999 "aus Vernunftgründen" verkaufte, da ich einen Diesel wollte, um damit täglich nach Köln zu pendeln.

Aus der täglichen Tour nach Köln wurde jedoch die wochenendliche Tour Freiburg - Euskirchen. Die Jahreslaufleistung blieb jedoch bei den prognostizierten 20.000 Kilometern.

Wild campen in Norwegen 2014.

 ©Stefan Günthner

Mit "dem Diesel", der ein 15-monatiger VW Lupo wurde, obwohl ich mit einem Audi 80 mit über 100.000 Kilometern geliebäugelt hatte, bin ich 2005 mit zwei Freunden und zwei Zelten nach Norwegen zum Wandern gefahren.

Nach diesem Urlaub war ich angefixt, nicht nur von Norwegen, sondern auch von dem schon seit 14 Jahren bestehenden Traum, mit einem Bus ans Nordkap zu fahren.

Nach monatelanger Überlegung, was für mich denn "ein Bus" ist, stand Ende 2005 für mich fest; es muss ein VW T3 sein! Denn ein T1 ist für mich vielleicht nicht das Richtige zum Reisen, ein T2 ist mir zu rostig (zur damaligen Zeit hatte ich in Freiburg noch keine Möglichkeit zu schrauben!) und ein T4 war für mich damals nicht erschwinglich.

Zudem ist der T3 ja eh "der Bus" aus meiner Kindheit beziehungsweise Jugend. Und andere Hersteller produzieren vielleicht Kleintransporter, für mich aber keinen Bus.

Wasser ablassen und fassen vor Tour durch Deutschland.

 ©Stefan Günthner

Also habe ich mich ab Frühjahr 2006 auf die Suche nach einem geeigneten originalen VW T3 Westfalia gemacht und rund ein halbes Jahr lang diverse VW Campingbusse zwischen Köln und Basel angeschaut. Von Motorschaden über Getriebeschaden bis hin zu Durchrostungen war unter den "in super Zustand" angebotenen Bussen alles dabei.

Just als ich Ende August 2006 in dem Freiburger Anzeigeblättchen einen ´87er VW Westfalia Joker gesehen hatte, kam mir der Gedanke, dass ein 20 Jahre alter Bus, in meinem Budget, kein "Neuwagen" ist. So dachte ich mir; okay, diesen Bus schaust Du Dir nochmal an, und dann überlegst Du Dir was anderes.
 
Doch es kam anders! Ich radelte zu dem Bus und schaute ihn mir an. Er hatte schon knapp 290.000 km herunter, fünf Vorbesitzer, aber der aktuelle hatte ihn seit über zehn Jahren in Besitz. Motor, Getriebe und Bremsen funktionierten gut, der Rost hielt sich in Grenzen und die angekündigte nicht so schöne Optik sah im Regen gar nicht so schlimm aus, innen war er in einem sehr guten Zustand.

Jakob mit Motorschaden 2006.

 ©Stefan Günthner

Und da er noch den originalen Motor hatte, dachte ich, dass der Motor irgendwann fällig ist, aber bei so einer Laufleistung bisher gut gepflegt wurde. Nach zweiwöchiger Überlegung und Verhandlung habe ich ihn dann gekauft und auch gleich liebgewonnen! Eine Freundin von mir sagte mal: "Schön ist der aber nicht." Daraufhin antwortete ich ihr spontan: "Aber toll!" So nahm meine Bulli-Geschichte ihren Lauf.
 
Bereits bei der Überführungsfahrt hatte ich meine erste Panne. Nach dem Tanken lief der Sprit aus, weil ich ihn (wie gewohnt) randvoll gefüllt hatte und ein Kraftstoffschlauch zum Ausgleichsbehälter, porös war.

Drei Wochen später machte ich mit ihm meinen ersten Urlaub nach und in Polen. Vor Ort ließ ich auch gleich eine große Inspektion machen. Auf der Rückfahrt nach nur 50 Kilometern musste ich den Motor mit unbekannten lauten mechanischen Geräuschen abstellen und mich zurück in die VW-Werkstatt schleppen lassen.

Der über dreißig Jahre alte Abschleppwagen von Mercedes war in einem schlechteren Zustand als mein Bus. Der Fahrer lenkte beim Fahren immer zwischen zehn vor und zehn nach hin und her, aber wir fuhren geradeaus. Das Lenkgetriebe war wohl ein wenig ausgeschlagen, aber der hatte den endscheidenden Vorteil, er lief!

In den Vogesen 2006. Eigentlich hätte Jakob "Karl-Otto" heißen müssen.

 ©Stefan Günthner

Mit meinem Schutzbrief hatte ich abgeklärt, dass ich den Bus mit Motorschaden in der VW-Werkstatt zurücklassen musste und wir (ein Kumpel von mir, aus Köln und ich) mittels Kurierfahrt aus dem Land gebracht werden und ich an der Grenze einen Leihwagen für die Rückfahrt nach Euskirchen bekomme.

Einen Austausch-Rumpfmotor ließ ich dann aber weder in Polen noch in Freiburg, sondern in Euskirchen einbauen. Der Tausch des Rumpfmotors zog sich zu meiner Verwunderung dann doch knappe fünf Monate in die Länge. Was eigentlich nicht so schlimm war, da ich den Bus eh nicht im Schnee und Salz fahren wollte.

Warum genau es sich so in die Länge zog, konnte mir aber leider keiner sagen. Jedoch erst nachdem ich auch die Anbauteile wie Einspritzpumpe, Turbolader und Lichtmaschine tauschen ließ, fuhr er wieder zu meiner Zufriedenheit.
 
In dieser Zeit bin ich des Nächtens aufgewacht und hatte von dem Lied "Ein Loch ist im Eimer" geträumt und da war mir klar, dass mein Campingbus Jakob heißen muss. Erst später wurde mir bewusst, daß das Lied mit Karl-Otto weitergeht und ich es mit dem Lied "Bruder Jakob" verwechselt hatte. Aber so hieß er für mich Jakob. Und in den kommenden Jahren machten wir gemeinsam die unterschiedlichsten wunderschönen Touren, jedoch leider nicht immer ohne Pannen.

Der Teilespender.

 ©Stefan Günthner

Die zuvor erwähnten Anbauteile erhielt ich aus einem im Januar 2007 erworbenen BlueStar, den ich zuvor lange in Freiburg beobachtet hatte, jedoch seit November 2006 nicht mehr gesehen hatte und dachte, dass der Besitzer umgezogen sein musste, bis ich ihn auf einem Parkstreifen auf einer Seitenstraße abseits der B31 entdecke und mittles Zettel unter dem Scheibenwischer an den Besitzer kam.

Der BlueStar war nicht nur rostig, ungepflegt und mit integrierter Müllkippe, sondern er hatte auch noch einen Motorschaden, wegen gerissenen Keilriemen und anschließender Weiterfahrt ohne Wasserpumpe. Aber er stand sogar zum Verkauf und als Teile- sowie Wissensspender war er für mich ideal!

Aus heutiger Sicht hätte ich den nicht auseinanderschrauben und auf den Schrott bringen dürfen, aber ich war halt noch jung und unerfahren...

Zudem hatte es beim Käfer ja auch wunderbar funktioniert. Desweiteren konnte ich so verschiedene Zusatzausstattung wie Anhängerkupplung, Dämmmatten, Dreiecksfenster, Transistorleuchte sowie Zentralverriegelung in meinen Campingbus einbauen.

2007 machte ich "nur" Wochenendausflüge, um mich an den Bus und das Campen zu gewöhnen, nach dem Motto, was man nicht alles vergessen sollte.

TEIL ZWEI DER GESCHICHTE VON JAKOB LEST IHR DEMNÄCHST HIER.

von Gerhard Mauerer

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