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Wie man zufällig einen T5 als Zweitwagen kauft

T3-Fahrer und -Fan Michael Thoss besitzt seit mehr als einem Jahrzehnt auch einen T5, den er sehr schätzt - und der sich die verschiedenen Einsätze seither mit dem T3 teilt. Wie Michael zu dem T5 kam, und was für ihn die Vor- und Nachteile zum T3 sind, lest Ihr hier.

In Dänemark auf der Insel Römö.

 ©Michael Thoss

Hallo Bullifreunde!

Anfang der 2010er Jahre entschied ich mich, dass mein T3-Erstbesitz (diese Geschichte erschien hier 2021) nicht länger das tägliche Arbeitstier sein sollte.

Im stolzen Alter von seinerzeit bereits 22 Jahren war der Plan, mit 25 als historisches Fahrzeug "in Rente" zu gehen. Allerdings wurden dann die Fristen für H-Kennzeichen geändert und es dauerte am Ende bis 2019. Aber das ist nicht die Geschichte für jetzt.

Bei dieser Geschichte geht es um den Zufall. Denn im Jahr 2012 suchten meine Frau und ich eine Alternative zum T3, mit Anhängerkupplung. Es war in der "Familie" ein zweites Pferd dazu gekommen, und mit zwei Tieren (je 600 Kilo plus Anhängergewicht um die zwei Tonnen) wurde ein Zugfahrzeug mit mehr Leistung als die 1600 Kilogramm des T3 benötigt, außerdem war der Pkw meiner Frau fällig zum Austausch.

Der T5 im Kaufzustand.

 ©Michael Thoss

Die Idee mit einem teuren SUV für seltene Gelegenheiten gefiel uns nicht besonders, da der Schongang für den T3 auch einen Ersatz für den Alltag für mich bedeutete.

Vorneweg ist noch anzumerken, dass ich seit 1989 meinen T3 im Campingbereich von der gleichen Firma warten, umbauen und instand halten lasse. Meiner Meinung nach eine der letzten kleinen, persönlichen und individuellen Unternehmungen, die noch professionelle individuelle Ausbauten für jedwedes Basisfahrzeug herstellen und nicht mittlerweile Schuhkartons von der Stange für "Glamper" bauen: Die Sundrive GmbH in Berlin.

2012 ging ich beim Supermarkt einkaufen und traf im Eingangsbereich zufällig die beiden Inhaber des genannten Unternehmens. Neben einem kurzen "Hallihallo" dachten die Beiden, es wäre eine gute Idee, mich als Stammkunden zu fragen, ob ich nicht jemanden wüsste, der gerne einen 2004er T5 kaufen würde.

Im Reitsport-Einsatz (Brandenburg).

 ©Michael Thoss

Es handelte sich um die Inzahlungnahme eines Kunden, der jetzt einige Zeit auf ihre Firma (Zweitbesitz) zugelassen war. Üppige Ausstattung und Camping-Vollausbau (soweit das in einem T5 möglich ist). Gerne mehr Infos bei Bedarf war der Tenor. Spontan war meine Antwort: Ja, ich vielleicht, haltet den mal kurz fest, ich komme schnellstens vorbei.

Wie sich dann herausstellte, bevorzugte der erste Vorbesitzer, der schon wieder einen neuen T5.2 gekauft hatte, eine gute Basisausstattung. So fand sich die 2,5 Liter-Dieselmaschine im Wagen (Hubraum statt Spoiler) sowie andere Kleinigkeiten von Alu-Felgen bis hin zu Xenon-Scheinwerfern.

Spannend war aber in erster Linie die 2,5 Liter-Maschine, da diese bei den vier Scheibenbremsen des Bullis eine Anhängelast von 2400 Kilogramm beibrachte. Ein ideales Zugfahrzeug für den Reitsport, auch ohne Allrad.

Am Strand im Einsatz (Vejers Strand, Dänemark).

 ©Michael Thoss

Daneben gab es Sonderausstattungen wie eine sportliche Frontschürze, ein Aufstelldach, Küche, Kühlschrank, Frischwasser- und Abwassertank, vier Schlafplätze usw.

Nach acht Jahren hatte der Wagen 112.000 Kilometer auf dem Tacho, eher wenig für den Motor, der ohne Zahnriemen oder Steuerkette konstruiert ist.   

Was soll ich sagen: Gekauft, auch weil der Preis aus meiner Sicht stimmig und fair war.

Allerdings hatte die ganze Sache zwei "kleine" Nachteile:

1. Meine Frau fährt nicht gerne Bus in der Großstadt. So ein Pech…

2. Der Wagen war langweilig reinweiß, was meine Frau nicht mag. Ich ehrlich gesagt auch nicht. So ein Pech…

Ergebnis der Folierung (2012).

 ©Michael Thoss

Gegen die Farbe konnte man allerdings leicht was tun. Schließlich hat sich das Gewerbe des Folierens prächtig entwickelt. Zudem sind zweifarbige Bullis immer eine Hommage an die alten Klassiker, und wenn VW so etwas wieder beatmet, dann kann man es selbst schon lange. Außerdem ist man an keine Hersteller-Farbkarte wie beim Kauf gebunden.

Nach einigem Überlegen entschied ich mich für einen netten Lila-Ton. Vor allem, weil die Farbe eher selten im Straßenverkehr vorkommt. Als Lieblingsfarbe meiner Frau konnte ich damit vermutlich ausreichend punkten, aber da ich schon mal beim Planen war…

Ein kurzes Gespräch mit dem Folierer ergab, dass man mittlerweile auch Fotos auf die Folie aufbringen lassen konnte. Treffer! Ich suchte noch zwei Bilder unserer Pferde (eigentlich der meiner Frau) raus und ließ sie auf Folie drucken, so dass diese im Profil in Fahrtrichtung auf die hinteren Seitenteile aufgebracht werden konnten. Damit entstand ein absolut einmaliger Bulli mit hohem Wiedererkennungswert und zwei dauerhaften Beifahrern auf der Rückbank.

Der CATE-Träger nach der Montage.

 ©Michael Thoss

Dagegen, dass meine Frau "nicht gerne" mit Bullis in der Stadt fährt, konnten wir auch etwas tun: Ergänzend einen sparsamen Kleinwagen kaufen. Was auch wirtschaftlich tatsächlich Sinn machte, weil meine Frau unterjährig bei weitem die meisten Kilometer fährt.

Für mich als Motorradfahrer war zudem spannend, dass der T5 auf 2,8 Tonnen aufgelastet und für einen CATE-Heckträger vorbereitet war. Wer CATE nicht kennt (sind inzwischen aufgekauft worden): Die bauen Lastträger für Kleintransporter die mit nur vier Aufnahmen am Rahmen befestigt werden und nicht die Anhängerkupplung nutzen. Sind die Aufnahmen montiert und hat man den Träger einmal zusammengebaut, dann lässt er sich in ca. 15 Minuten montieren. Er trägt beim T5.1 bis 250 Kilogramm, was für meine YAMAHA mit 170 Kg dicke reicht.

Riesenvorteil gegenüber einem Trailer: Keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Mit anderen Worten: es ist durchaus eine Reisegeschwindigkeit von 160 Km/h mit dem Bike auf dem Träger möglich. Kleiner Nachteil: Man kriegt natürlich die Heckklappe nicht auf, was etwas mehr Vorbereitung und Nachdenken beim "Einpack-Tetris" erfordert.

Der CATE-Träger im Einsatz in Süd-Frankreich.

 ©Michael Thoss

Man muss allerdings sehr aufwendig mit Gurten abspannen und erheblich gegen die Seitenverschiebung sichern, um Kurvenfahrten, Bodenwellen und Kreisverkehre wirklich entspannt zu gestalten. Da sollte man sehr gründlich sein mit dem Zweirad. Auch wenn Bodenwellen grundsätzlich eher unerfreulich sind und es sehr unangenehm scheppern kann. Andererseits eröffnet es diverse zusätzliche spaßorientierte Optionen der Urlaubsgestaltung mit einem (Camper-) T5.

Seit 2012 ist der T5 das Alltagsfahrzeug und hat den T3 dabei abgelöst (auch wegen der Oldtimer-Versicherung meines H-zugelassenen T3) und er ist außerdem der Sprinter für die zeitlich eher kürzeren Urlaubs- oder Reiseabschnitte mit längeren Strecken.

Mit anderen Worten: Ein Wochenende, ggf. ein verlängertes wird mit dem T5 erledigt, aber sobald es Richtung eine Woche oder gar länger geht, kommt der T3 zum Einsatz.

Im Kurzurlaub in Dänemark.

 ©Michael Thoss

Allein schon, weil der T5 am großen Zeh als Wohnmobil etwas drückt. Man merkt die fehlenden 30 Zentimeter im Innenraum (beim normalen Radstand) wegen des Frontmotors durchaus erheblich.

Auch das Flachdach, das nur aufgestellt Stehhöhe zulässt, schränkt den Komfort ein. Zumindest im direkten Vergleich zum Zwitterdach meines T3. Sobald es um eine Woche oder mehr geht, endet es immer mit dem T3. Was den T5 nicht abwertet. Der hat seine Stärken beim Reitsport, bei längeren Distanzen in kurzer Zeit, der Zuladung und eben an Wochenenden auf die Schnelle.
    
Damit ist die Geschichte meines T5 – der nie einen Namen erhält und immer "Der Bulli" blieb, weil mir nichts passend erschien - erzählt, quasi vom Zufall bis zur Bahre (auch wenn letzteres hoffentlich noch möglichst lange zu verhindern ist).

Ich hoffe, es hat Spaß gemacht, sie zu lesen.

Viele Grüße, Michael

von Gerhard Mauerer