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Mit den Orangetrottern durch Tunesien

Die Orangetrotter Helga Negele und Jürgen Dommer waren über Weihnachten und Neujahr 2013/ 14 mit ihrem T3 unterwegs in Tunesien. Exklusiv für VW-Bulli.de berichten Sie von ihren Eindrücken während der Reise in dem nordafrikanischen Land.

Alles muss mit nach Tunesien. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Auszug aus den Reise- Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amts für Tunesien: "Aufgrund des besonders in den Wüstenregionen Tunesiens bestehenden Entführungsrisikos rät das Auswärtige Amt davon ab... Generell wird empfohlen, außerhalb der Touristenzentren entlang der Mittelmeerküste besondere Vorsicht walten zu lassen."

Und was hört man so im Allgemeinen über Urlaub in Tunesien? Viele berichten über unfreundlichen Menschen, lästige Straßenverkäufer, Macho-Gehabe der Männer und da war ja dann noch der „Arabische Frühling“ der das Land nicht zur Ruhe kommen lässt.

Das wurde uns für unseren zweiwöchigen Kurztrip mit unserem Orangetrotter mit auf den Weg gegeben. Die Unsicherheit bei den Touristen und Reiseveranstaltern ist groß, und wer mich kennt, weiß, dass ich für alles was Angst macht grundsätzlich empfänglich bin. Aber warum muss es dann gerade Tunesien sein? Alle fahren doch zum Beispiel nach Marokko. Jürgen und ich sehnen uns danach, endlich wieder in eine fremde Kultur einzutauchen, etwas wärmer darf es auch gerne sein und das Ganze sollte für unseren gemächlichen Bulli erreichbar sein, ohne zu viel Zeit auf bereits bekannten Strecken verbringen zu müssen. Da bleibt nicht viel Auswahl.

So packen wir unsere Sachen, inklusive aller Vorurteile und trotten einen Tag, bevor die Fähre am 21. Dezember von Genua ablegt, gemütlich Richtung Süden.

Kurz vor dem San Bernadino-Tunnel beginnt es leicht zu schneien. Es ist bereits 22.00 Uhr. Die knapp 7 km, die der Tunnel lang ist, begegnen uns keine drei Fahrzeuge. Als wir den Tunnel dann hinter uns haben, ist auf einmal tiefster Winter. Es stürmt und dicke Flocken verwandeln die Straße umgehend in eine tiefe, weiße Piste. Wir fahren noch bis ins Tal und auf einem Parkplatz kuscheln wir uns in unsere Lieblingsschlafstätte, den Orangetrotter, und schlafen selig ein.

Es rumpelt gewaltig, und könnte man im Bulli aus dem Bett fallen, würden wir jetzt am Boden liegen. Wir schrecken beide aus dem Tiefschlaf hoch. Jürgen reißt die Schiebetür auf, eine dicke Schneedecke überzieht den ganzen Platz, und der Schneepflug der uns gerade offensichtlich gerammt hat fährt einfach weiter. „Das gibt’s ja wohl nicht? Hey, stehen bleiben!“ Schnell ziehen wir uns was über, um zu sehen was passiert ist. Gefühlt fehlt das halbe Heck. Der Schneepflug-Blindflieger setzt dann doch zurück, während wir schon erkennen, dass es „nur“ die Sandblechhalterung verzogen hat. Mit einem großen Schraubenschlüssel biegt der Störenfried die Halterung mehr „schlecht als recht“ gerade und meint: „Ist doch wieder wie neu, oder!“

An Schlafen ist nicht mehr zu denken und wir fahren direkt bis Genua.

Schon die Einfahrt zum Fährhafen ist katastrophal. Alle Fahrzeuge fahren kreuz und quer. Vollgeladen bis sich die Achsen biegen. Mit allem was man sich vorstellen kann. Fahrräder, Einbauküchen, Matratzen, Roller, Leitern, die Kofferräume bis zum Bersten gefüllt. Das meiste jedoch wird turmhoch auf das Dach gepackt. Mit oder ohne Gepäckträger. All das eben, was Zuhause so übers Jahr auf den Wunschzettel geschrieben wurde. Der eigentliche Grund, warum viele die beschwerliche und teure Fährüberfahrt nutzen. Etwas zu viel fürs Handgepäck.

Flamingos. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Wir haben das Gefühl, alle im Ausland arbeitenden Tunesier wollen genau mit diesem Schiff, über Weihnachten zu ihren Familien. Natürlich legen wir mit 3-stündiger Verspätung ab, was sich aber noch als harmlos erweisen wird.

24 Stunden Fährfahrt trennen uns noch von Nordafrika. Doch eigentlich fühlen wir uns schon jetzt wie in einer anderen Welt. Wir sind einige der wenigen europäischen Touristen an Bord. Frauen sind so gut wie nicht zu sehen, vermutlich bevorzugen sie die bequemere Flugvariante, andere beschlagnahmen und bewachen die besten Schlafplätze auf der Fähre. Den Einreisestempel können wir uns praktischer Weise gleich auf dem Boot holen, auch wenn wir dafür geschlagenen drei Stunden anstehen müssen. Egal, wir haben gerade nichts Besseres zu tun.

Es ist bereits dunkel, als wir endlich im Hafen La Goulette in Tunis anlegen. Und es wird sehr spät, bis wir das scheinbar vollkommen unkoordinierte Zollabfertigungs-Chaos überstanden haben. Nicht nur wir sind genervt, was sich an dem kollektiven Dauerhupkonzert in der geschlossenen Zoll-Halle hören lässt.

Auf dem Weg zu unserem ersten Übernachtungsplatz in Bordj Cedria, holen wir schon Geld am Automaten und Tanken zu Traumpreisen (50 c/l). Alles sehr unkompliziert. Etwas planlos suchen wir den „Camping La Pinéde“.

Chott El Jerid. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Plötzlich hält ein Kleinwagen direkt vor uns. Zwei große dunkelhaarige, mit schwarzen Umhängen gekleidete Männer steigen aus, kommen energisch und zielstrebig auf uns zu. Auf französisch sprechen sie uns an. Das ist hier nach arabisch die zweite Landessprache und so gut wie jeder spricht es. Nur eben Jürgen und ich nicht - nicht ein Wort. Wir haben Glück einer von den beiden spricht auch englisch: „Sucht ihr den Campingplatz?“ Wir nicken. Er versucht uns, jetzt wieder auf französisch, den Weg zu erklären, merkt schnell dass wir ihm nicht folgen können und gibt uns zu verstehen, ihm hinterher zu fahren. Es geht durch dunkle Gassen und enge Kurven. „Wo fährt der denn mit uns hin? Werden wir jetzt schon entführt?“ sage ich, mehr oder weniger im Spaß zu Jürgen. Dann stehen wir vor einem Tor. Der Wagen vor uns hält an, der Größere steigt aus. „Herzlich willkommen in Tunesien und gute Reise!“ Lacht übers ganze Gesicht, steigt ein und fährt davon.

War klar, von Campingplatz kann nicht die Rede sein, eher eine Art Jugendlager. Doch wir sind froh einen Platz zum Schlafen gefunden und am nächsten Tag eine Möglichkeit zum Duschen zu haben.

Das Cap Bon ist eine 70 km lange und 40 km breite Halbinsel die den Golf von Tunis im Norden vom Golf von Hammamet trennt. Um erst mal ein Gespür für das Land und die Gegebenheiten zu bekommen, machen wir hier eine kleine Rundfahrt. Wir sind überrascht wie grün und fruchtbar das Land hier ist. Wir entdecken in der Nähe des Dorfs Korba hunderte von Flamingos. Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Stolz stehen sie da und schimmern je nach Lichteinfall in ihrem zarten rosa.

Berber. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Bei El-Haouaria ist direkt an der Küste ein antikes Steinbruchgelände zu sehen: Die Punischen Grotten. Die Spuren an den Felsen lassen erahnen, was es für eine unmenschliche Knochenarbeit für die Sklaven gewesen sein muss, hier das Baumaterial für den Kriegshafen Karthago aus dem blanken Fels zu hauen.

Gleich neben dem Eingang gibt es ein gutes Fischrestaurant und weil heute Hl. Abend ist, lassen wir es uns hier richtig gut gehen. Eine leckere Dorade, mit traditionellem tunesischen Gemüse und Salat. Und zur Vorspeise natürlich das allgegenwärtige Harissa, eine scharfe Gewürzpaste aus frischen Chilis, Kreuzkümmel, Koriandersamen, Knoblauch, Salz und Olivenöl, gedippt mit dem ebenso alltäglichen Baguette, das noch ein Überbleibsel aus der französische Kolonialherrschaft ist. Den Rotwein dürfen wir selber mitbringen. Tunesien ist zum Großteil muslimisch und es ist nur wenigen Restaurants erlaubt Alkohol auszuschenken.

Dromedare kreuzen den Weg. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Der nächste Anlaufpunkt ist Korbus, das bekannteste Thermalbad des Landes. Traumhaft gelegen an einer Steilküste mit herrlicher Aussicht. Auf dem Weg durch die einsamen Hügel wird immer wieder direkt am Straßenrand Honig verkauft. Da wollen wir auch einen haben. Nur haben wir im Moment noch keine große Ahnung wie die Preise hier einzuschätzen sind. Ein Baguette kostet z.B. ca. 0,20 €, für 6 Eier, und 4 Clementinen und ein paar Äpfel haben wir nicht einmal 1 € bezahlt. Und bei der Frage „geddesch?“ - wie viel? Sagt mir der Honigverkäufer 25 Dinar. Das sind ca. 12 €. Ich falle aus allen Wolken. Im Vergleich zu den bisher, gekauften Lebensmittel kommt mir das unverhältnismäßig viel vor. Doch wir sollen erst mal probieren. Er öffnet den Deckel des Honigglases, steckt seinen Finger bis zum Anschlag rein, leckt ihn ab und gibt uns zu verstehen dass wir es ihm gleich tun sollen, O.K. Und er ist richtig lecker! Was ist diese besondere Geschmacksnote? Thymian, oder sein Finger? Nein, muss Thymian sein. Nach heftigem Feilschen bekomme ich das Glas für 10 Dinar. Ja genau dieses Glas, aber vorher leckt er noch mit seiner riesen Zunge ringsum am Glas den übergelaufenen Honig ab, vollflächig!Ich denk ich seh nicht recht und zeige auf ein anderes Glas. Er meint ich will jetzt zwei Gläser kaufen. Doch ich möchte einfach nur eines dass er nicht gerade abgeleckt hat. Zumindest nicht vor meinen Augen.

Jürgen zieht es magisch in den Süden. Über Sousse, Kairouan, Gafsa, Kebilli fahren wir mit einem kurzen Abstecher zum Chott el-Jerid, dem größten Salzsee auf dem afrikanischen Kontinent am Rand der Sahara. Wie kleine Kinder freuen wir uns über die Herde Dromedare die unseren Weg kreuzt und erreichen Douz, das Tor zur Sahara.

Wüstenfestival. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Jürgen würde so gerne direkt in den Dünen vor der Stadt unser Lager aufschlagen, doch im Moment findet hier das große Festival „International du Sahara“ statt. Vier Tage lang treffen sich hier tausende Bewohner der nördlichen Sahara. Kamele kämpfen miteinander, Pferde rennen um die Wette, Hunde jagen Hasen und die Wüstenbewohner zeigen hoch zu Ross beeindruckende Kunststücke. Ein Riesen-Spektakel, das überraschenderweise nicht für Touris erfunden wurde, immer öfter sind auch sie hier zu sehen und herzlich willkommen. Wir mischen uns unters Volk und genießen diese einzigartige Stimmung bis zum Sonnenuntergang.

Wüstenfestival. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Nach ein paar Tagen relaxen am örtlichen Campingplatz freuen wir uns auf Matmata. Hier gruben die Menschen vor Jahrtausenden zum Schutz vor Hitze und Feinden ihre Wohnungen ins Erdreich. Bekannt wurde die Gegend erst so richtig als dort ein Teil von „Krieg der Sterne“ gedreht wurde.

Immer mehr Menschen leben auch hier mittlerweile in modernen Häusern über der Erde. Was irgendwie schade ist, aber auch verständlich, wenn über Jahrzehnte in den Sommermonaten Tausende von Besucher durch das Dorf laufen und den Leuten in die Innenhöfe und Wohnungen schauen. Doch zugegeben, diese Höhlenwohnungen sind sehr beeindruckend. Ich finde sie wunderschön und praktisch. Das ganze Jahr über herrscht eine gleichbleibende Temperatur, so um die 18 Grad. Was im Sommer, bei über 40°C Außentemperatur, angenehm kühl ist und jetzt im Winter oft wärmer als draußen.

Dahar-Gebirge. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Die Weiterfahrt immer auf der Ostkante des Dahar-Gebirges entlang ist ein Augenschmaus. Nie hätten wir uns die kommende Landschaft so unglaublich schön vorgestellt.

Wir genießen in vollen Zügen. Und so geht es auch weiter: Von Medenine über eine kleine Bergstraße bis Tataouine. Vorbei an Douirat, wunderschön an einem Bergrücken gelegen und Chenini, zwei uralte verlassene Berberdörfer, geht diese, landschaftlich absolut schönste Tour, unseres Trips zu Ende.

Wir sind am südlichsten Punkt unserer Reise. Südlicher kommt nur noch das Sperrgebiet, bereits hinter Tatouine wird scharf kontrolliert und wir werden zurück geschickt.

Bulli-Treffen. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Der Übernachtungsplatz setzt dem Ganzen noch die Krone auf:

Wir stehen im Innenhof eines bedeutenden Baudenkmals, im Ksar Metameur. Ein altes Speicherdorf. Zuerst noch ganz alleine, hören wir später noch ein anderes Fahrzeug kommen und siehe da, noch ein Bulli. Zwei symphatische Hamburger gesellen sich zu uns. Und weil heute Sylvester ist, passt das ganz besonders gut

Wir verbringen einen gemütlichen (saukalten) Abend und lassen zusammen das alte Jahr ausklingen.

Abschleppdienst. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Djerba. Einen kleinen Abstecher machen wir auf die bekannte Urlaubs-Insel.

Wir haben einen Tipp von den passionierten Kitern im Bulli für einen Top-Übernachtungsplatz bekommen. Direkt in den Dünen.

Der Weg dort hin ist etwas tückisch und führt über ein Überschwemmungsgebiet. Gut, wer die Gezeiten kennt.

Muscheln. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Vor uns fährt sich auch gleich ein Tunesier fest, den zieht Jürgen erst mal wieder raus, bevor wir uns dann doch für einen anderen Platz entscheiden.

Auch schön, einsam, direkt am Meer auf einem Felsen, es ist Ebbe und viele Frauen sind draußen beim Muschelnsammeln, stolz präsentieren sie uns ihre Ausbeute.

Schnell geht es Richtung Norden.

Es bleiben uns nur noch wenige Tage. Wir wollen das Römer-Colloseum von El Jem sehen, kommen wieder mal spät an und der gesicherte Parkplatz auf dem wir übernachten wollten ist schon verschlossen.

Also parken wir direkt daneben in der Einfahrt, sehr knapp an einem Wohnhaus, und sind uns nicht sicher ob das die Bewohner stören könnte.

Kaffee. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Es dauert auch nicht sehr lange bis uns jemand anspricht, in perfektem English eine 14-Jährige, die sich das über das Fernsehen beigebracht hat. 10 Minuten später ist die komplette 4-köpfige Familie am Bus und es wird gebusselt, bestaunt, geratscht. Dann wird uns auf einem Tablett noch ein sehr spezieller „Arabischer Kaffee“ serviert, mit einem Minischuss Extrakt aus Geranienblättern. Der stark an Orange erinnernde Geschmack peppt den Kaffee richtig auf. Dazu gibt’s selbstgemachtes Gebäck. Zu guter Letzt gibt uns die Mutter noch den Kaffee und eine kleine Flasche des Extrakts mit. Jetzt versuchen wir Zuhause nur noch die richtige Dosis raus zu finden. Die älteste Tochter erzählt ganz begeistert, dass sie unbedingt mal nach Deutschland will, am liebsten zum Studieren. Das nehmen wir zum Anlass ihr eines unserer Augenblicke-Bücher, mit spezieller Widmung zu schenken. Dann kann sie sich schon einmal mit der deutschen Sprache befassen. Die Freude war riesig.

Weiter Richtung Tunis, wir haben ein Date: Issam, der 24-jährige Tunesier lädt uns bei dem Treffen auf Djerba zu einem gemeinsamen Essen im Familienkreis in Tunis/Ariane ein. Er ist selbstständig und die Situation in diesen Zeiten ist nicht gerade einfach. Trotzdem unterbricht er seine Arbeit, um uns bereits am Nachmittag in Tunis willkommen zu heißen. In einem Straßenkaffee plaudern wir über allerlei Dinge, die man im islamischen Familienkreis besser nicht zu Diskussion stellt. Unter anderem, dass wir zwar seit 20 Jahren zusammen leben, aber heiraten nie für nötig gehalten haben. Und natürlich über die ungewohnte Situation in der sich Tunesien gerade befindet, sehr interessant! Am Abend bei der Familie gibt es dann traditionelles Couscous mit Tintenfisch, sehr lecker. Wir bekommen auch das sog. Herzstück, den mit einer speziellen Mischung gefüllten Kopf des Oktopus. Eine Ehre.

Sidi Bou Said. ©Helga Negele und Jürgen Dommer

Sidi Bou Said, ein Dörfchen oberhalb von Tunis, wie man es aus dem Reiseprospekt kennt, aber eher in Griechenland und nicht in Tunesien suchen würde. Zugegeben, es ist bildhübsch mit seinen weiß getünchten Häusern mit blauen Fensterläden und Türen, hoch oben auf einem Berg mit traumhaftem Meerblick. Es ist der Anziehungspunkt des Massentourismus, und genau hier spüren wir, wo die eher negativen Vorurteile mancher Tunesien-Reisenden herkommen. Arrogantes und faules Servicepersonal, unverschämte Preise (ca. das 10-Fache) miese Qualität. Dieser Ort könnte überall auf der Welt reingepflanzt werden und hat mit dem Tunesien, das wir bisher erleben durften, nichts zu tun. Bei der Fahrt durch die typischen Hotelburgenviertel in Sousse, Hammamet etc. hatten wir ein ähnliches Gefühl. Allerdings ist dort oft schon der Verfall sichtbar. Der Putz blättert, die Gärten verwildern, die Natur besiegt den Teer. Die europäischen Touristen fehlen, und somit das Geld. Unzählige Hotels wurden bereits endgültig geschlossen. Man konzentriert sich mehr auf Touristen aus Lybien und Algerien, was die Situation etwas entschärft.

Uns bleibt nur noch ein Tag und wir fahren weiter nördlich Richtung Bizerte, es wird hügelig und nach einigen Kilometern denken wir fast es geht durch die Voralpen im Sommer, mal abgesehen von den Straßen und Dörfern. Es ist satt grün, Wälder, Rinder, Kühe, Landwirtschaft fast wie zuhause.

Eigentlich könnten wir ewig so weiter fahren, Algerien, Marokko und dann rein ins eigentliche Afrika. Es hat uns wieder, der Fernwehvirus ist wieder ausgebrochen. Doch dieses Mal müssen wir zurück.

Und das wird uns noch richtig madig gemacht. Als wir an den Fährhafen kommen ist die Fähre noch nicht da. Dann, das selbe Chaos wie bei der Herfahrt. 5 Stunden zu spät haben wir die Fähre geentert und wir bekommen einen kopierten Zettel in die Hand gedrückt. Aufgrund der Wetterbedingungen legt die Fähre erst 10 Stunden später ab. Das heißt, wir sind über 35 Stunden auf diesem Seelenverkäufer gefangen. Und als es dann endlich losgeht, wir aufs offene Mittelmeer kommen, wird um uns herum gekotzt was das Zeug hält. Diesmal haben wir wenigstens einen super Schlafplatz ergattert aber auch dort entledigt sich am nächsten Tag ein Passagier seines Mageninhalts.

Es wird spannend werden wie sich die Dinge in Tunesien entwickeln und verändern werden. Für dieses Mal können wir sagen, dass wir die Reise durch dieses Land sehr genossen haben. Bewegt man sich abseits der touristischen Pfade, dann bekommt man die Chance ein wunderschönes, landschaftlich unglaublich vielseitiges Land und seine herzlichen, äußerst gastfreundlichen Menschen kennen zu lernen. Wir haben uns zu jeder Zeit sicher und willkommen gefühlt.

Sehr hilfreich für die Stellplatzsuche war für uns der kleine Reiseführer „Mit dem Wohnmobil nach Tunesien“ von der WOMO-REIHE. Die Autoren Friedrich Riehl und Toshiko Riehl-Takada haben eine prima Auswahl an Plätzen beschrieben, für Leute die es gerne etwas sicher haben wollen ebenso, wie für Abenteurer die sich immer und überall wohl und sicher fühlen.

 

Schöne Grüße und allzeit gute Fahrt,

Eure Orangetrotter Helga Negele & Jürgen Dommer

Weitere Bilder aus Tunesien gibt’s auf der Homepage der Orangetrotter.

Helga Negele

Helga Negele