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Nach 40 Jahren war's so weit: "Speedy", meine alte Liebe Bulli

Bereits im Jahr 1983 entflammte Stefan Münkels Liebe für den Bulli - damals in der Grundausbildung war der Südhesse stolzer Fahrer eines T2. Was er damit so alles erlebte, und wie er nun endlich zu seinem eigenen VW Bus kam, erzählt Stefan hier.

Stefan und sein T3 "Speedy".

 ©Stefan Münkel

Hallo Bullifreunde!

Es war 1983. Vater Staat zog mich zur Bundeswehr nach Fritzlar und dann nach Homberg/Efze ein. Bei der 5. Panzergrenadierbrigade war ich im Fahrer-Zug, wurde „KvD“ (Kraftfahrer vom Dienst) und bekam nach der Ablegung des Bundeswehrführerscheins einen T2 zugeteilt.

Legendär war schon die erste Fahrstunde mit einem VW Kübel, die mich als Besitzer eines zivilen Führerscheins vor keine Probleme stellte. Ein Kamerad hatte diesen aber nicht, saß zum ersten Mal hinter dem Steuer und vernichtete mit mir auf der Rücksitzbank kerzengerade die Blumenrabatten auf dem Verkehrskreisel in der Kaserne...

Nach der üblichen und ziemlich harten Grundausbildung hieß es für mich dann also: Bürojob und Fahrer. Der Bulli brachte mich und meine beiden Chefs immer sicher ans Ziel. Fotos meines olivgrünen Gefährten haben wir leider nicht gemacht, das wäre in der Situation auch schon etwas merkwürdig gewesen. Drei Geschichten werden mir allerdings immer im Gedächtnis bleiben:

Stefans Bulli vor Beerfelden.

 ©Stefan Münkel

Nummer 1: Mein Vorgesetzter, Major Philipp, war als Schiedsrichter bei einer Panzergefechtsübung eingeteilt, mit mir als Fahrer. Also das neutrale weiße Kreuz auf den Bulli getackert und ab ins Feld. Ich hetzte auf freier Wiese mit meinem tapferen Bulli den Leopard-Panzern hinterher, immer versuchend, im knietiefen Brabbel und den aufgewühlten Panzerspuren nicht den Anschluss zu verlieren. War ein Heidenspaß, und der schönste Tag in der nicht immer lustigen Zeit beim Bund. Man bedenke, wir waren mitten im Kalten Krieg, der gerade im Jahr 1983 drauf und dran war, heiß zu werden. Aber Gott sei Dank hat der Mensch ja die Eigenschaft, die üblen Sachen verdrängen zu können und sich an die lustigen zu erinnern.

Nummer 2: Winterkampfausbildung in Winterberg im Sauerland. Was sich vorher wie der Horror anhörte, entpuppte sich folgendermaßen: Kaum waren wir angekommen, schnappten sich all unsere Offiziere ihre privaten Alpinski und wurden eine Woche nicht mehr gesehen. Die Sturmtruppe der Mannschaftsdienstgrade quartierte sich also ein, ließ es sich gut gehen, genoss die Wintersonne, die Mädels in der Eishalle und zahlreiche Kästen Bier mit noch unzähligeren Kräuterschnäpsen. Der Einzige, der so etwas ähnliches wie einen Auftrag hatte, war ich mit meinem "Fahrbefehl", der darin bestand, morgens in den Supermarkt zu fahren, um die Brötchen und die besagten Kaltgetränke zu besorgen. Auch hier verrichtete der VW treue Dienste, musste allerdings von der Zivilbevölkerung mehr als einmal aus dem zugeschneiten Parkplatz rausgeschoben werden.

 ©Stefan Münkel

Nummer 3: Bei einer großangelegten Nachtübung, unter anderem vor sowjetischen Beobachtern, sollte die Überlegenheit des Westens demonstriert werden. Ich war hierbei der einzige Fahrer, der das Schild für "Tarnbeleuchtung" übersah und aufgeblendet in das stadionähnliche Gelände einfuhr, gerade als die Leoparden ihre gefürchteten Salven abschossen und die Leuchtspurmunition bleibenden Eindruck hinterlassen sollte. Diesen bleibenden Eindruck hinterließ allerdings der aufgeblendete Bulli, was für ein freundliches Gespräch mit dem Brigadekommandeur sorgte. Nur der Helm verhinderte, dass meine kurzgeschorenen Haare nach hinten standen...

Kurz und gut: mein Faible für Bullis ist bei dieser Gelegenheit entstanden, und ich war schon länger mit dem Gedanken schwanger, mir meinen alten Freund als Oldtimer zuzulegen. Nach vierzig Jahren war es nun soweit: Ich habe mir einen VW T3 Bluestar (95-PS-Benziner, Baujahr 1989) zugelegt. Warum keinen T2? Nach zahlreichen besichtigten Exemplaren entpuppten sich die Preise für das Angebotene als nicht von dieser Welt. Da behielt dann Gott sei Dank der Realist in mir Überhand. Für ein Exemplar, das weitgehend aus Spachtelmasse bestand, wurden 29.000 Euro aufgerufen, und selbst ein angeblich renommiertes Autohaus versuchte, mich mit einem zwar von der Blechsubstanz her guten, aber ansonsten komplett heruntergerockten Fahrzeug, das augenscheinlich ohne weitere Instandsetzung "durchgeschoben" werden sollte, mit 33.000 Euro über den Tisch zu ziehen. Als Person mit viel Liebhaberei und angelesenem Wissen, aber keinen Schrauberkenntnissen, ließ ich also letztlich die Option eines Busses der zweiten Generation fallen.

 ©Stefan Münkel

Mein neuer Alter hat eine gute Substanz, ist motorisch vollkommen trocken, ausreichend motorisiert und beruhigt mein ökologisches Gewissen mit einem Drei-Wege-Kat. Für mich also erst mal eine perfekte Wahl und ich hoffe, dass ich mit "Speedy", wie ich ihn aufgrund seiner Endgeschwindigkeit von 95 km/h bei 3000 U/min getauft habe, Glück haben werde. Über dieser Drehzahl will ich ihn nicht bewegen, da er dann bekanntlich noch mehr saufen würde als wir damals in der Winterkampfausbildung.

Das war’s von meiner Seite mit meiner kleinen Bulligeschichte und ich wünsche allen "Busfahrern" viel Glück und unfallfreie Fahrt mit ihrem Schätzchen!

Stefan Münkel, Oberzent-Beerfelden

von Gerhard Mauerer