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Praxisratgeber Klassikerkauf VW Bus T3

Einen T3 besitzen wollen viele. Am besten einen gut erhaltenen Camper und dann auch noch möglichst günstig - geht das? Wahrscheinlich heutzutage nicht mehr. Gute Tipps zum T3-Kauf bietet dennoch ein neues Buch namens "Praxisratgeber Klassikerkauf VW Bus T3". Heiko Wacker hat es gelesen und stellt es hier vor.

 ©Heel Verlag

Hallo Bulli-Gemeinde,

neulich traf ich einen alten Klassenkameraden aus längst vergangenen Schulzeiten – und irgendwie kamen wir auf das Thema Camping zu sprechen und natürlich aufs Thema „Bulli.“ Dabei meinte er, ich solle doch an ihn denken, falls mir mal ein netter T3 über den Weg liefe. Aber ein originaler Westi sollte es schon sein, möglichst mit dem großen Motor, gerne auch als Syncro. „Kein Problem“, meinte ich. „So etwas gibt es schon. Aber was willst du anlegen?“ Mutig warf er, knallhart, da gab es nix dran zu deuteln, seine Vorstellung in den Ring. „Also so zwei-, zweieinhalbtausend würde ich schon ausgeben. Aber dann muss die Karre wirklich gut sein!“ Was ham' wir gelacht …

Wer die Szene kennt, der kennt auch die Preise, die inzwischen für „Karren, die wirklich gut sind“ aufgerufen werden, für originale Camper vor allem. Das zeigt zum einen, welchen Sympathiefaktor der Ziegelstein aus Hannover hat, und welche Wertschätzung er genießt. Es zeigt aber auch deutlich den Weg, den der T3 in der Nachfolge seiner beiden rundlichen Vorgängergenerationen gehen wird. Und das ist ein Weg, der steil nach oben führt, zumindest in preislicher Hinsicht.

Wenn aber nun jeder einen haben will, es aber weniger Autos als Bedarf gibt, dann steigen ganz zwangsläufig der Preis und das Risiko, einem Blender aufzusitzen. Denn auch die Bösen – möge ihnen das Bier im Glase schal werden – haben längst erkannt, dass sich ein Auto mit dem geschickten Einsatz von Spachtelmasse und Spraydose ordentlich aufhübschen lässt. Von eklatanten Problemen wie gefälschten Papieren oder einem ausgebauten (!) Antrieb der Vorderachse eines Syncros (nein, das ist jetzt kein literarischer Topos, das passierte wirklich einem unbedarften Käufer, der den Fehler erst bemerkte, als er sich in einer Wiese festfuhr) gar nicht zu reden.

Und zack – sind wir bei den besten zehn Euronen, die der angehende T3-Fan derzeit ausgeben kann, und beim „Praxisratgeber Klassikerkauf VW Bus T3“, der sich um alle Modelle der Baujahre 1979 bis 1992 kümmert.

Natürlich kann auch Tobias Zoporowski mit dem 59 Seiten umfassenden Büchlein den Experten nicht ersetzen, der sich bereit erklärt, als gelernter KFZ-Meck und Bulli-Spezi mit zur Besichtigung des vermeintlichen Traumwagens zu kommen – das kann kein Buch. Dafür aber bietet der kompakte Ratgeber einen profunden Überblick über die wichtigsten Details, was den Titel zu einem wertvollen Hilfsmittel bei der Beurteilung des Zustandes eines zum Verkauf stehenden Ziegelsteins macht.

Unzählige Detailaufnahmen verweisen auf die zentralen Stellen – ach, der Rost, immer wieder der Rost – wobei einem manche der abgebildeten Fahrzeuge gleich mehrfach begegnen, während es sich bei anderen Aufnahmen um Pressefotos aus Hannover handelt, die Neuwagen oder Fahrzeuge aus der werkseigenen Sammlung zeigen. Bei einem einstelligen Kaufpreis geht das aber in Ordnung, das Buch soll ja auch kein Bildband zum träumen sein – sondern vor Alpträumen schützen.

Wirklich pfiffig gemacht ist wiederum Kapitel neun, das mittels Bewertungsschema alle Aspekte eines Gebraucht-T3 durchgeht. Realistisch Punkte vergeben, addieren – und am Ende hat man ein durchaus tragfähiges Ergebnis, das den Wagen in die Kategorie „Möhre“ oder „Möcht ich!“ einteilt.

Gerade dieser Checklistencharakter des Buchs sorgt dafür, den Überblick bei einer Besichtigung zu behalten – und deshalb ist es auch dem echten Crack hilfreich. Und vielleicht gelingt es damit meinem ollen Schulkameraden ja tatsächlich, dem „Traum-Syncro-112-PS-16-Zöller-Westi-Camper“ für 2000 Euro zu schießen. Ich nähme dann auch einen …

Tobias Zoporowski: Praxisratgeber Klassikerkauf VW Bus T3. Alle Modelle 1979 bis 1992. Heel Verlag Königswinter 2017, 59 Seiten, Paperback, 148 x 210 mm, ISBN 978-3-95843-562-9, 9,99 Euro.

Heiko P. Wacker