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Sardinien-Reise im T5 California

Die Vorgaben für den Sardinien-Urlaub waren klar definiert: Wohnen mit Meerblick und zugleich beweglich sein, ohne auf Komfort zu verzichten. Der Erstversuch einer vierköpfigen Familie in einem T5 California.

 ©Michael Schröder

Die Costa Rei entpuppt sich als karibisch anmutende Schönheit. Türkisfarbenes Wasser, heller Sand, dahinter ein Eukalyptuswald, aus dem ein paar Palmen herausragen. Keine 30 Meter sind es vom Meer bis zum VW Bus, der mit aufgestelltem Hochdach, Markise und vier verteilten Campingstühlen über diesen Logenplatz wacht, den wir am frühen Abend bezogen haben.

Der T5 California im Südosten Sardiniens

Lea, fünf, und ihr zwei Jahre älterer Bruder Luca spielen bis kurz vor Sonnenuntergang im weichen, aufgeheizten Sand, das Abendessen findet bei angenehmen 22 Grad im Kerzenschein und untermalt vom Meeresrauschen statt. Wohnmobilfahrende Familien würden auf den einsam gelegenen Zeltplatz Capo Ferrato am gleichnamigen Kap im Südosten Sardiniens schwören, heißt es im Reiseführer.

Dass nun während der Pfingstferien halb Süddeutschland angereist ist, stört jedoch nicht weiter. Viele scheinen sich von vorherigen Urlauben zu kennen, die zahlreichen Kinder haben sich längst zu Banden verschworen, die bis spät in die Nacht über das Gelände toben.

 ©Michael Schröder

Berchida, einer der schönsten Strände Italiens

Vor vier Tagen sind wir auf dieser Insel gelandet, haben uns von Olbia aus entlang der Ostküste in südliche Richtung treiben lassen. Großes Kino, der weite unberührte Strand von Berchida, den man zu den schönsten Italiens zählt.

Später dann die girlandenartige Trasse über das Supramonte-Gebirge. 60 Kilometer Einsamkeit, gefühlte 3.576 Kurven und als Krönung der 1.017 Meter hohe Passo Genna Silana. Sardinien kommt schnell zur Sache.

 ©Michael Schröder

Offroad-Pisten sind für den T5 California kein Problem

Es ist unser erster Trip in einem Campingmobil. Wir gewöhnen uns rasch an den Gedanken, die kommenden zwei Wochen in diesem T5 Bus California zu verbringen, weil es den unterschiedlichen Ansprüchen einer Familie an einen Urlaub erfreulich gerecht zu werden scheint.

Luca und Lea genügt ein Stellplatz direkt am Strand, während meine Frau und ich nicht ausschließlich an einem Ort verharren wollen. Da der California zusätzlich über Allradantrieb (4Motion) verfügt, steht zur großen Freude des Fahrers nicht einmal einem Offroad-Abstecher etwas im Weg.

Der VW Bus ist nach 60 Jahren Bauzeit gut durchdacht

Gasherd, Eisschrank und 30 Liter Frischwasser kommen selbstverständlich allen zugute. Nicht so schnell arrangiert man sich jedoch mit der Enge in einem T5 California, wenn es allabendlich darum geht, das Erdgeschoss neben der Küchenzeile in ein Schlafzimmer für die beiden Kinder zu verwandeln. Dann muss die ganze Familie antreten und den Wagen jedes Mal nahezu komplett aus- und wieder einräumen.

Erst am Ende des Urlaubs wird sich bei diesem Prozess allmählich eine Art Routine einstellen. Egal. Denn unterm Strich erscheint die fünfte VW-Bus-Generation nach einer insgesamt über 60-jährigen Bauzeit und Abermillionen von Reisekilometern wie eine moderne Raumstation bis in den letzten Winkel durchdacht.

 ©Michael Schröder

Praktische Details im T5 California

Die Campingstühle verschwinden im Hohlraum der Heckklappe, der dazugehörige Tisch dient während der Fahrt als Innenverkleidung der Schiebetür, und selbst die Frontscheibe verfügt über Jalousien, die sich bei Nichtgebrauch in die A-Säulen des T5 California zurückziehen. Die auf den ersten Blick unscheinbare Schlafstelle im ersten Stock entpuppt sich schließlich als überaus bequemes Doppelbett mit Leselampe und Ablagen.

Windböen machen den T5 California zur Schiffschaukel

Zwei Tage später. Wir bummeln über die schmale Küstenstraße bis zur Inselhauptstadt Cagliari, lassen uns von einem Postkartenmotiv - Traumstrand vor Palmen - bis an die Südspitze Sardiniens locken. Und wahrhaftig - optisch versetzt einen die Cala Tueredda nach Kuba oder auf die Bahamas. Das Wasser scheint noch eine Spur türkiser, der Sand noch feiner und weißer als bisher.

Leider kündigen heftige Windböen bereits am Nachmittag ein Unwetter an. Wir ziehen uns auf einen einfachen Stellplatz zurück, verbringen in knapp zwei Meter Höhe eine Nacht wie in einer Schiffschaukel. Halbzeit. Zum ersten Mal kramen wir Pullover und Jacken hervor.

Auszeit vom T5 California im Resort Forte Village

Beim Frühstück in einer kleinen Bar am Straßenrand kommt der Vorschlag auf, Autobetten und Campingküche für zwei Nächte gegen ein gutes Hotel zu tauschen. Das nahe Resort Forte Village entpuppt sich als Volltreffer, und offensichtlich sind auch andere Wohnmobil-Fahrer bereits auf die Idee einer kurzen Auszeit von der Zeltplatz-Romantik gekommen.

Vollpension, Kinderclub von 9.00 bis 18.00 Uhr und jede Menge Sport und Wellness im Angebot - die Familie trifft sich auf dem tropisch anmutenden Gelände quasi nur noch zu den Essenszeiten. Und freut sich vor allem darüber, vorm Schlafengehen kein Gepäck rangieren oder 300 Meter weit bis zur nächsten Dusche gehen zu müssen.

Nach einer Woche im Bus tun diese beiden Tage allen gut. Doch noch steht der Südwesten Sardiniens auf dem Wunschzettel, die Costa Verde mit ihren bis zu 50 Meter hohen Sanddünen.

 ©Michael Schröder

Dank Vierradantrieb geht es steil bergauf

Und Luca will endlich wissen, wozu ein Auto mit Vierradantrieb in der Lage ist. Wir entscheiden uns für einen steilen Pfad, der sich kurz vor Nebida von der hoch gelegenen Panoramastraße bis fast zum Meer hinunterhangelt. Freier Fall kommt der Sache am nächsten, links unten tost das Meer gegen ein paar Klippen, rechts schrammt der Außenspiegel des T5 California nur knapp an der Felskante vorbei.

Am Ende reicht der Platz gerade eben für ein Wendemanöver, und ich bin mir beim Anblick des soeben zurückgelegten Weges ziemlich sicher, dass wir zu übermütig waren. Die Steigung beeindruckt jedoch ausschließlich die Besatzung, nicht etwa das Auto - die Fahrt bergauf absolviert der über zweieinhalb Tonnen schwere VW Bus dank Differenzialsperre mit einem scheinbaren Lächeln im ohnehin freundlichen Gesicht.

Der T5 California findet seinen Platz neben einem T3 Bus

Fahrer und Copilot haben vor den Frauen jetzt endlich von einem Abenteuer zu erzählen, am Abend, als der Camper in der einsamen Bucht von Domestica neben einem österreichischen T3 Bus seinen nächsten Platz für die Nacht findet.

Die Tische und Stühle stehen rasch im warmen Sand, das Meerwasser spült den Schweiß von der Haut, und auf dem Gaskocher wartet ein Topf Nudeln. Könnte schwerfallen, diesen Ort zu verlassen.

Dieser Artikel ist zuerst im Magazin "Auto, Motor und Sport" erschienen und wurde mit freundlicher Genehmigung der Redaktion hier veröffentlicht. Weitere VW-Bus-Artikel finden Sie auf der Internetseite www.auto-motor-und-sport.de

Michael Schröder