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T1-Rettungsaktion in Namibia

Mehr als ein Jahr ist es her, dass wir über den herrenlosen T1 in der Wüste Namibias berichteten. Eric Sell, Namibier und Bulli-Enthusiast, machte sich nun mit seinen beiden Onkels und einem Kameramann auf eine beschwerliche 1700 Kilometer lange Reise in die Wüste, um den Bulli zu suchen und zu retten.

 ©Eric Sell

Liebe Bulli-Freunde,

im Juli letzten Jahres hatte ich auf VW-Bulli.de ein Bild von einem T1 Bus in der Wüste von Namibia gefunden, das ein Tourist, der durchs Land gereist war, aufgenommen hatte. Nach über drei Monaten Hin und Her und mit guter Zusammenarbeit mit VW-Bulli.de konnten wir den Bulli endlich ungefähr orten, ganz im Süden Namibias. Stundenlang suchte ich den Bus auf Google Earth, konnte die genaue Position aber nicht bestimmen.

Da ich selber ein Namibier bin und mehrfach jedes Jahr nach Hause fliege, habe ich dann Ende November mit meinen beiden Onkels eine Rettungsaktion gestartet.

Ein paar Infos zu uns: Mit dabei waren meine zwei Onkel, und zwar Heinz Peter Ewald (Onkel Fiedel, 50, VW-Mechaniker). Er hat schon mehr als acht VW Käfer komplett restauriert und ist zurzeit dabei, meinen zweiten T1 aufzubauen. Er ist in Namibia geboren und aufgewachsen – und lebt auch in Namibia (Windhoek).

Willhelm Roesener: Mein Onkel „Willi“ (60) ist ein sehr bekannter Tour-Guide in Namibia – und hat uns unterstützt auf dieser Rettungsaktion – da er die Wüste sehr gut kennt.

Mein Name ist Eric Sell, gebürtiger Namibianer, ich bin Kwaito-Musiker, 30 Jahre alt und lebe seit 10 Jahren überwiegend in Deutschland. Mein Ziel ist es, meine afrikanische Pop Music in Europa zu verbreiten. Bin ein großer VW Bulli-Fan mit zwei eigenen T1 und einem T2. Ich fahre eigentlich ausschließlich mit den Bullis.

 ©Eric Sell

Nach einer gründlichen Untersuchung der Bilder auf VW-Bulli.de konnten wir sehen, dass bei dem T1 alle Bremstrommeln vorhanden waren und auf der rechten Seite sogar die Felgen noch dran waren und vorne eine Schleppstange montiert war. Somit gingen wir davon aus, dass der Wagen höchstwahrscheinlich dorthin auf eigener Achse geschleppt worden war.

Definitiv mussten wir vier Reifen und genügend Radbolzen mitnehmen. Leider konnten wir zu dem Zeitpunkt nicht genau das Model entziffern und hatten die vorderen Radnaben vom 66er-Bulli mitgenommen, die dann, wie es sich herausstellte, nicht die richtigen waren, aber dazu später mehr. Darüberhinaus nahmen wir so einige Teile mit, hauptsächlich Lager, Muttern und Bolzen, die vielleicht nützlich sein könnten und natürlich Werkzeug soviel wie nur möglich war.

Wir beschlossen dann die 1700 Kilometer lange Reise von Windhoek Richtung Süden nach Lüderitzbucht mit einem besonderen VW Käfer anzutreten. Warum eigentlich nicht das Ganze mit Lastwagen oder Anhänger? Ganz einfach weil die nötigen Finanzen nicht vorhanden waren. Und wir dachten einfach, ein Käfer mit 4X4 2.2 Toyota Motor und Syncro-Antrieb vom Bulli T3, sollte auch was für seine Vorfahren tun und somit sich nützlich machen.

 ©Eric Sell

Nach einer zweitägigen Reise, mit Unterstützung der Canyon Roadhouse Lodge, sind wir dann beim "Herrenlosen Bulli" angekommen. Es gab etwas Enttäuschung zu Anfang, da drinnen gar nichts mehr war - keine Sitze , Armaturentafel, Steuer samt Lenkgetriebe, etc: Alles weg. Aber nach etwas näherem Hinschauen war es dann doch nicht ganz so hoffnungslos. Es waren immerhin alle Türen mit Schlössern und Scheiben da. Die Motorklappe fehlte allerdings, das hintere Abschlussblech und leider die Stoßstangen auch.

Der Plan war, die Radnaben und die Portalachse wieder gangbar zu machen. Rechts vorne waren das Außenlager und die Kontermuttern nicht da, und die mitgebrachten Radnaben vom 66er-Bus passten natürlich nicht, da dieser Bulli ein 55-56er ist. Nun musste improvisiert werden.

Es stellte sich raus, dass in unserer Sammlung von Lagern und Muttern das hintere Radlager eines Käfers die gleichen Innen- und Außenmaße hatte wie die des T1. Es ist zwar ein Kugellager und kein konisches Rollenlager, aber es passte. Das war die Hauptsache. Zwei passende Muttern hatten wir leider nicht dabei, aber auch hier kam uns die hintere Mutter der Bremstrommel am Käfer zur Rettung. Sie war zwar 2 mm im inneren Durchmesser zu groß, aber nachdem ein Stückchen rausgeflext wurde und mit Schweißflamme erhitzt und zusammengebogen wurde passte sie. Schließlich waren alle vier Reifen fahrbar gemacht.

 ©Eric Sell

Nachdem neues Öl in die Portalachsen und ins Getriebe gefüllt sowie neues Fett auf die Vorderlager gepresst war, waren wir endlich bereit für die Abschlepp-Aktion mit dem Käfer. Das dachten wir zumindest.

Aber es kam natürlich noch etwas: Die Schleppstange, die so angebracht war, dass die Räder vorne mitlenkten, war zu tief und passte somit nicht auf die Anhängerkupplung. Waren aber hierfür gewappnet und bauten die Stange aus und montierten ein "A-Bar", was dann sicher auch die bessere Lösung war.

Die Fahrt anfangs auf einer Schotterpiste fuhren wir so mit 50-70 km/h. Dann ein Stückchen Asphalt von etwa 30 Km mit rund 80-90 km/h. Leider waren die letzten 30 Km Schotter sehr schlecht. Teilweise dicker Dünensand mit Waschbrett (Wellblech), sodass es die Vorderachse immer aus der Bahn schmiss. Nach längerem Hin und Her und mega Aufwand, auf Namibianisch sagen wir dazu "Gesikkel", haben wir die Lenkstange am Rahmen mit Draht befestigt. Dann liefen die Vorderräder nur noch geradeaus. Auf Sand ist dies kein Problem.

Die 260 Km zur Farm Namtib gingen dann doch letztendlich ohne größere Probleme zuende. Dort wurde der Bulli zwischengelagert bis uns die Farmeigentümer Walter und Renate Theile ihn dann im Februar kostenlos per Lastwagen nach Windhoek bringen.

Im Großen und Ganzen war es einen Super-Trip mit meinen beiden Onkels und wir hatten drei sehr aufregende Tage – mit dem Ergebnis einen alten T1 (1955 - oder 56) aus der heißen und ältesten Wüste der Welt zu retten.

Eric Sell

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